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wirklich mehr ausgestanden hatte, daß er sie plagen mußte, als sie, die geplagt wurden, so gab er den Gedanken daran ganz auf, für sich und für seine Lisbeth wußte er aber auch gar keinen Rath und ward so traurig, daß sie ihn oft trösten und aufrichten mußte, der sonst immer so fröhlich und beherzt war. So lieb er die kleinen Leute sonst gehabt hatte, so unlieb wurden sie ihm jetzt. Er schied sich ganz aus ihrer Gesellschaft und von ihren Festen und Tänzen und lebte einsam mit seiner Dirne und aß und trank einsam in seinem Zimmer; so daß er fast ein Einsiedler ward und ganz in Trübsinn und Schwermuth versank.

Als er einmal in dieser Stimmung in der Dämmerung spazierte, warf er im Unmuth, wie man zu thun pflegt, kleine Steine, die ihm vor den Füßen lagen, gegen einander, daß sie zersprängen. Vielleicht erquickte es seinen schweren Muth auch, daß er die Steine sich so aneinander zerschlagen sah, denn wenn ein Mensch in sich uneins und zerrissen ist, mögte er im Unmuth oft die ganze Welt zerschlagen. Genug Johann, der nichts Besseres thun mogte, zerwarf die armen Steine, und da geschah es, daß aus einem ziemlich großen Stein, der aus einander sprang, ein Vogel schlüpfte, der ihn erlösen sollte. Es war dies

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_210.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)