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will ich auch mitnehmen; dabei bleibt es! Und nun gebehrdet euch nicht länger widerwärtig und widerspänstig, und thut wie Freunde dem Freunde, was ihr sonst aus Noth thun müsset, und gebet mir die schöne Dirne heraus, und lasset uns freundlich von einander scheiden und hier und dort ein freundliches Andenken in den Herzen bewahren.

Und die Sechs thaten sehr freundlich und redeten nun einer nach dem andern und machten sehr schöne Wendungen und Schlingungen der Worte, womit sie ihn zu bestricken hofften, denn darin sind sie sehr geschickt. Auch hatten sie sich heute vorbereitet, daß sie wußten, was sie sprechen wollten. Aber es half ihnen nichts und ihre Worte verflogen sich in den Winden und berührten Johann nicht stärker, als hätten sie Spreu aus dem Munde geblasen. Und das Ende vom Liede war wieder, nachdem er alle die schönen und künstlichen Worte angehört hatte: Gebt die Lisbeth heraus! ich gehe nicht ohne die Lisbeth. Denn Johann war zu sterblich verliebt, als daß er die schöne Dirne hier gelassen hätte. Die sechs aber verweigerten es standhaft und gebehrdeten sich, als hätten sie Recht und würden es nimmer thun. Johann aber sagte ihnen lächelnd: Geht nun! Fahr wohl bis morgen! Morgen seyd ihr wieder zu dieser Stunde hier. Ich gebe euch nun das dritte und letzte Mal.

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_206.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)