Seite:De Arndt Mährchen 1 199.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

nicht recht froh, denn es ist hier doch kein rechtes Leben, wie es für Menschen seyn soll. Ich habe hier doch keine Ruhe Tag und Nacht, und ich will es dir nun sagen, was ich immer verschwiegen habe: alle Nacht träumt mir von meinem lieben Vater und von meiner Mutter und von unserm Kirchhofe, wo die Leute so andächtig an den Kirchthüren stehen und auf den Vater warten; und mir ist es dann so sehnsüchtig im Herzen, daß ich Blut weinen mögte, weil ich nicht mit ihnen in die Kirche gehen und beten und Gott loben und preisen kann, wie Menschen sollen. Denn ein christliches Leben ist hier unten einmal nicht sondern nur so ein buntes künstliches in der Mitte, wobei einem doch nicht ganz wohl wird, weil es wohl halb heidnisch ist. Und, lieber Johann, auch das mußt du bedenken, wir können hier ja nie Mann und Frau werden, denn es ist hier ja kein Priester, der uns vertrauen kann; und so müssen wir immerfort Brautleute bleiben und können alt und grau darüber werden. Darum denke darüber und mache Anstalt, daß wir von hier kommen; mich verlangt unbeschreiblich, wieder bei meinem Vater und unter frommen Christen zu seyn.

Auch für Johann hatten die Hähne ganz wunderbar gekrähet und er empfand etwas, was er hier unten noch nie empfunden hatte, nemlich

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_199.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)