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Armen wandeln durfte. Nun begab es sich einmal, daß sie bei einem Spaziergange über ihrer Liebe und dem lustigen Gekose und Geflüster derselben ganz der Zeit vergessen hatten und Gott weiß wie weit geschlendert waren. Es war schon nach Mitternacht und sie waren zufällig unter die Stelle gekommen, wo die Spitze des gläsernen Berges sich aufzuthun und wo die Unterirdischen heraus und herein zu schlüpfen pflegten. Als sie nun da wandelten, hörten sie mit Einem Male mehrere irdische Hähne laut krähen. Bei diesem süßen Klange, den sie nun in zwölf Jahren nicht gehört hatte, ward der kleinen Lisbeth gar wundersam um das Herz, sie konnte sich nicht länger halten, sie umfaßte ihren Johann, als wollte sie ihn todtdrücken, und netzte ihm mit heissen Thränen die Wangen. So hing sie lange sprachlos an seiner Brust, dann küßte sie ihn wieder und bat ihn, daß er ihnen den unterirdischen Kerker doch aufschliessen sollte. Sie sprach ungefär also zu ihm:

Lieber Johann, es ist hier unten wohl schön und die kleinen Leute sind auch freundlich und thun einem nichts zu Leide, aber geheimelt hat es mir hier nie sondern ist doch immer schauerlich zu Muthe gewesen, und eigentlich froh bin ich hier erst geworden, seit ich dich so lieb habe, und doch

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_198.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)