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eingeschlafen und von den andern vergessen, und des Nachts, als sie erwachte, unter die Unterirdischen und mit ihnen unter die Erde gekommen. Johann aber hatte sie nicht bloß deswegen so lieb, weil sie mit ihm aus Einem Dorfe war, sondern Lisbeth war von Natur ein ausnehmend freundliches und liebes Kind mit hellblauen Aeuglein und blonden Löckchen und dem allerenglischesten Lächeln, und als sie groß ward, war sie ausbündig schön.

Mit diesem niedlichen Kinde hatte Johann hier seine Kinderjahre recht lustig verspielt und gar nicht mehr daran gedacht, daß da oben über den Bergen auch noch Leute wohnten. So war er achtzehen Jahre alt geworden und Lisbeth sechzehn. Und was bis jetzt ein unschuldiges Kinderspiel gewesen war, ward nun eine süße Liebe. Sie konnten nicht mehr von einander lassen und nannten sich Braut und Bräutigam und waren lieber allein, als unter den andern Gespielen. Die Unterirdischen sahen das aber sehr gern, denn sie hatten den Johann alle sehr lieb und hätten ihn gern auch als ihren Diener gehabt – denn Herrschsucht ist ihr Laster bei manchen Tugenden. Und sie dachten: durch diese hübsche Dienerin werden wir ihn fangen und er wird sich um ihretwillen zuletzt wohl gefallen lassen bei Tische aufzuwarten und

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_196.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)