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Johann hatte viele Monate hier verlebt – ich glaube, es waren zehen – und sie waren ihm hingeschwunden wie ein Tag. Da begegnete ihm etwas, das ihn in die Schule brachte. Ich will erzählen, wie das zuging. Er wandelte einst nach seiner Gewohnheit mit seinem Diener herum. Da sah er in der Abenddämmerung etwas Schneeweisses in eine krystallene Felswand hineinschlüpfen und dann plötzlich verschwinden. Und es hatte ihm gedäucht, daß es von den kleinen Leuten war und daß ihm auch schneeweisse Locken von den Schultern herabhingen. Er fragte denn seinen Begleiter: was war das? giebt es auch unter euch, die in weissen Kleidern gehen wie die Diener und Dienerinnen, die ihr uns abgefangen habt? Der Diener antwortete: Ja, es giebt deren, aber wenige, und sie erscheinen nie bei dem Tanze noch an den großen Tafeln, ausser einmal im Jahre, wann des großen Bergkönigs, der viel tausend Meilen unter uns in der innersten Tiefe wohnt, Geburtstag ist. Darum hast du sie noch nie gesehen. Das sind die ältesten Männer unter uns und einige von ihnen wohl manches Jahrtausend alt und wissen vom Anfange der Welt und vom Ursprung der Dinge zu erzählen und werden die Weisen genannt. Sie leben sehr einsam für sich und kommen nur aus ihren

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_192.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)