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worauf so bunte Schmetterlinge flattern, als man in dem Lande der Sonne und des Mondes nimmer sieht; und die allerschönsten und schimmerndsten Vögel, die alle wie Paradiesvögel und wie der Vogel Phönix aussehen, wiegen sich in den Zweigen und singen süße Lieder. Anderes Lebendiges sieht man dort nicht, wenn man das nicht etwas Lebendiges nennen will, daß hie und da aus den Krystallwänden Quellen von Wein und Milch sich ergiessen.

So scheint dies Völkchen denn sehr glücklich zu seyn und bloß für die Freude und Lust gebohren, und sie verstehen sich sehr wohl auf die Kunst, vergnügt zu seyn und ihr Leben lustig zu gebrauchen. Doch muß man nicht glauben, daß sie nichts weiter thun als Tafel Spiel und Tanz halten, dann in ihre Kammern schlüpfen und schlafen und etwa die Mitternächte über der Erde verspielen – nein sie sind wohl die allerregsamsten und allerfleißigsten Wesen, die man je gesehen hat. Niemand versteht so gut als sie das Innere der Erde und die geheimen Kräfte der Natur und was in Bergen und Steinen und Metallen wächst und was in den Farben der Blumen und den Wurzeln der Bäume für Triebe lauschen. Denn ihre Sinne sind die allerklarsten und die allerfeinsten, viel feiner als des heitersten und hellesten Kindes, von Menschen gebohren; denn auch unsere kleinen Kindlein

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_182.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)