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werden wollen, sich in Steine und Bäume verkriechen und so sich verwachsen und zu wundersamen Klängen Aechzern und Seufzern werden, die sich zuweilen hören lassen, ohne daß man weiß, woher sie kommen, oder zu abentheuerlichen Knorren und verflochtenen Schlingen, wodurch die Hexen schlüpfen sollen, wann sie von dem wilden Jäger gejagt werden. Eine Leiche von ihnen hat keiner gesehen, und wenn man sie darnach gefragt hat, haben sie immer so geantwortet, als verständen sie das Wort gar nicht. Das ist gewiß, daß manche von ihnen über zweitausend Jahre alt sind. Da ist es denn kein Wunder, daß man so weise Leute unter ihnen findet.

Sie haben einen großen Vortheil voraus vor uns Menschenkindern, daß sie nicht nöthig haben für das tägliche Brod zu sorgen und zu arbeiten; denn Speise und Trank kommt ihnen von selber oder Gott weiß durch welche wundersame Kunst, und es fehlt nie Brod und Wein und Braten auf ihrem Tische. Auch sieht man dort unten, wo sie wohnen und wo hin und wieder auch weite Fluren und Felder sind, nirgends Korn wachsen oder Vieh weiden oder Wild laufen, sondern bloß das Allerlustigste ist zum Genuß da, nemlich die schönsten Bäume und Reben, die mit den auserlesensten Früchten und Trauben prangen; auch die lieblichsten Blumen in Menge,

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_181.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)