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geheilt, denn die Schranken öffneten sich endlich wieder und ein schöner schlanker Mann schritt ein; und als sie sahen, daß es Paiwuzzo war, da jauchzeten sie alle und klatschten mit den Händen. Er aber rief laut: Ich trete nicht in Vermessenheit her; ich habe lange gewartet, daß ein besserer kommen sollte, als ich bin; und nun helfe mir Gott und bringe dem Kaiser und der Prinzessin Heil! Und er sprang gegen das Thier und das Thier sprang gegen ihn. Hier aber sah man, was Gott mit Paiwuzzos Waldleben gewollt hatte: er konnte jedem Sprunge des wüthenden Tigers durch einen andern Sprung ausweichen, jeder List durch eine andere List begegnen, jeden Schritt und Blick des Thieres messen, so daß der Tiger fast stutzig ward und oft still stand, ehe er wieder begann. Für die Zuschauer war dies aber ein angstvoll merkwürdiger Kampf. So hatten die beiden wohl schon zwanzig Sprünge und Gegensprünge gemacht, und noch hatte Paiwuzzo keinen einzigen Stoß gethan. Endlich ersah er seine Gelegenheit, schwang sich mit dem Wütherich mit Einem kühnsten Sprunge auf den Nacken, hielt die Mähne, und stieß den breiten Dolch bis an den Schaft durch die Schultern. Das Thier brüllte, sprang mit seinem Reiter in der Todesangst wohl zwanzig Schritte weit, streckte dann alle Viere von sich und starb. Paiwuzzo

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_150.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)