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sank nieder von Abkraft, als sie diesen in die Schranken treten sah, denn so gern hätte sie selbst mit dem Tiger gekämpft, als sie eines solchen Gemal geworden wäre. Aber Gott erlöste ihre Furcht, denn so stark der Mann war, kam er doch um. Er glitschte aus im Sande, als er nach dem vorspringenden Thiere einen Stoß that und der Stelle fehlte, und der Tiger stürzte schnell auf ihn und riß ihm den Kopf aus den Schultern. Da jauchzete alles Volk, denn sie haßten ihn alle und fürchteten für ihre geliebte Prinzessin.

Und die Leichen lagen da im Blute, und die Schranken wurden geschlossen und es ward posaunt und trompetet, aber es erschien kein Kämpfer. Und dem Könige bangte es im Herzen. Denn ward der Tiger nicht niedergekämpft, so gebührte das Reich nach ihm von Rechtswegen dem nächsten Vetter. Und schon sahen alle auf den stolzen Ferdat, den nächsten nach dem Kaiser, wie er hohnlächelte, da die Schranken leer blieben. Er war ein tapferer Mann aber trotzig und ungerecht und des Kaisers Feind. Es wünschten aber alle, daß das Reich bei des Kaisers Tochter bliebe, denn der Kaiser und die junge Prinzessin hatten Gnade bei Gott und den Menschen, so freundlich und gütig waren sie gegen alles Volk. Aber diesmal ward dem Könige die Angst noch

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_149.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)