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die von Indien in mancher heissen Schlacht empfunden. Und er schritt muthig auf das Thier zu, als wollte er es von vorne angreifen; aber der Tiger übersprang ihn plötzlich mit Schlangenlist und riß ihn von hinten nieder, und sein Herzblut rauchte zum Himmel empor. Und der Prinzessin geschwand es bei diesem jammervollen Anblick und sie sank von ihrem Stuhl; alles Volk aber erbebte, und es war eine Todtenstille.

Und manche von den Kämpfern, die streitlustig gewesen waren, als sie diesen tapfern Helden geschwinden und schrecklichen Fall sahen, erschracken so, daß sie sich nicht schämten, sondern ihre Namen auslöschen liessen und ihre Pferde sattelten und still davon ritten, als wären sie nicht da gewesen. Und da die Könige und Prinzen auf dem Kampfplatze fehlten, kam es nun an die Männer geringerer Ordnung, und es trat ein Mann auf, den sie den indischen Riesen nannten und dessen Name im Kriege gewaltig war. Er hieß Mirdach und war eines Köhlers Sohn aus dem Lande Lahor und hatte sich durch seine Kriegstugend bis zum höchsten Befehl erhoben. Und der König lobte seine Siege, aber ihn selbst fürchtete er, denn er war wild und roh und auch im Frieden zuckte durch seine Seele immer das blutige Schwerdt; auch war er von Leibe garstig und ungeschlacht. Die Prinzessin

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_148.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)