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den sie sehr lieb gewonnen hatte, ja von dem die Leute sagten, sie könne ohne ihn gar nicht leben, vom Hofe und von seinem losen Künsten entfernte. Sie schickte ihn zu einem weisen Meister, damit er einen Mann aus ihm machte.

Dieser Meister nebst mehreren wackeren Gesellen, die ihm beistanden, wohnte fern von der Hauptstadt und von dem Getümmel und der Eitelkeit der Menschen in einem einsamen Thale am Indus, und war wegen seiner Weisheit und Gottseligkeit und Freundlichkeit in ganz Asien gepriesen, und die Könige und die Weisen schickten aus fernen Landen ihre Söhne zu ihm, damit er sie zu aller Tugend und Stärke erzöge. Zu diesem wurde Paiwuzzo geschickt, als er ihm zehnten Jahre war.

Und der Knabe artete sehr wohl. Es war von der bösen äffischen List und Schalkheit, worunter er so lange gelebt hatte, auch keine Spur in ihm; selbst die unschuldigen und gutartigen Schelmereien, denen er sich sonst noch überlassen hatte, waren von ihm gewichen, und eine liebliche Freundlichkeit und ein milder Ernst leuchteten auf der Stirn des Knaben, der nun allmälig zum Jüngling reifte. Er ward der Liebling des weisen Meisters, weil sein Blick und Gemüth zur Schönheit Gottes und des Himmels gerichtet waren, und er machte so geschwinde und erstaunliche

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_141.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)