Seite:De Arndt Mährchen 1 138.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Als nun der Paiwuzzo so verwandelt war und schöne Kleider trug und neben der Kaiserin zu Tische saß und auf ihre Kniee seinen Kopf legen und einschlafen durfte, da fand der ganze Hof ihn äusserst anmuthig und liebenswürdig, und selbst die Hofjunker und Edelknaben und Hoffräulein fanden ihn so, die er oft geneckt hatte. Denn das ist so der Brauch bei Hofe, daß alle dahin blasen, wohin der Wind wehet. Er war aber wirklich anmuthig und allerliebst, und nachdem er einige Wochen ausgebleicht war, erschien er als einer der lieblichsten Knaben; er mogte damals etwa zehen Jahre alt seyn. Aber nicht bloß seine leibliche Schönheit mußten sie bewundern, nein auch sein Geist war lustig und anmuthig; denn von Tage zu Tage blitzte und funkelte seine unter den Affen und im thierischen und wilden Leben verdunkelte Vernunft heller und heller auf, und in wenigen Monaten hatte er das Laufen auf Vieren ganz verlernt und schritt immer aufgerichtet und fast so fest als Mensch einher, auch lernte er wunderbar geschwind und anmuthig sprechen und konnte schon Einiges erzählen aus den Erinnerungen seiner Kindheit und aus seinen Affenzügen. Doch dies war so undeutlich und so wenig, daß niemand daraus wissen konnte, woher das Kind gekommen war, obgleich die

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_138.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)