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den Füßen, und ihm dann zierliche Kleider anthun, als wäre er ein Mensch. Und sie thaten so und brachten ihn nach einigen Stunden wieder. Und alle sahen nun wohl, daß es ein Mensch war und ein recht hübscher Knabe, wie braun und grau er auch noch aussah und wie wunderlich äffisch er sich auch trug und hielt. Und die Kaiserin, hocherfreut über diese Verwandlung, nahm den kleinen Paiwai freundlich auf den Schooß und streichelte ihm die Wangen und küßte ihn und weinte über ihn und rief: Du armes Kind! wie bist du unter die Unholde gerathen? wie mögen deine Aeltern getrauert haben um dich? Nun bist du mein und ich will für dich sorgen. Hab ich dich als Affen geliebt, so will ich dich als Menschen mehr lieben; hab ich zwanzigtausend Thaler für das Thier ausgegeben, so kann ich mir den Menschen wohl mehr kosten lassen. – Und Paiwai verstand das jetzt alles und gebehrdete sich immer menschlicher und sprach immer mehr Worte. Und weil er oft das Wort Paiwuzzo aussprach, was er in seinem Leben wohl am meisten und mit der größten Liebe gerufen hatte, wenn er sein niedliches buntes Vögelein lockte, so nannte die Kaiserin ihn nun immer Paiwuzzo, und wir wollen ihn auch so nennen.

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_137.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)