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Die aber immer noch viel von der Geschichte sprachen, das waren die jungen Dirnen, denn ihnen gefiel Klas über alle Maaßen, und wo sie es sagen durften, riefen sie fast einstimmig: Klas Avenstaken ist doch der schönste Junge im Dorfe.

Klas war in seinem achtzehnten Jahre und fand sich wieder auf der Welt, wie er wohl wußte. Er machte sich rüstig an die Arbeit, denn dazu hatte er Sehnen und Knochen, und ging mit seinem Vater pflügen und säen Steine brechen und Holz hauen, Gras und Korn mähen, und that all sein Werk still und bescheiden und schaffte so viel, als drei andere. Und der Vater hatte ihn immer sehr lieb und auch der alte Valentin freute sich an ihm. Auch die Mutter freute sich seiner schönen Jugend und Gestalt, was Mütter und Weiber nicht lassen können, und schmunzelte oft, wenn die Nachbarinnen ihn wegen seiner Schöne lobten; aber im Ganzen war er ihr doch nicht zu Sinn und däuchte ihr zu still und zu einfältig und nicht so geschickt und anstellig, als ihre andern Kinder. Und wirklich viele Worte konnte Klas nicht machen, ja er war viel stiller geworden, denn er als Knabe gewesen; auch hatte er in den fünf Jahren, die er in dem Berge gesessen, gar nichts zugelernt sondern schier alles vergessen, was er aus der Schule mitgebracht hatte; so daß er nichts weiter wußte als sein

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_091.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)