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und allerlei alte längst verschollene Leuschen, und erzählte sie abendlich nach der Arbeit den Kindern; und er ward durch seine schönen Geschichten bald so berühmt, daß auch die Kinder der Nachbarschaft häufig in Peters Haus kamen, damit sie ihn hörten. Dies geschah meistens des Samstags und Sonntags Abends, wo Valentin Zeit hatte zum Erzählen. Die Buben brachten dem Valentin Aepfel und Nüsse mit und andere schöne Sachen, und so setzte die Genossenschaft sich in einer Ecke hin und schmauste und erzählte. Das war aber das Besondere, daß von allen Kindern keiner die Geschichten besser behielt und lebendiger wieder erzählte als Klas; so daß Peter ihm oft mit Wohlgefallen zuhorchte und schmunzelnd der Greth zurief: Hörst du’s Greth? hörst du’s, wie der Klas der Blitzjunge erzählen kann? Sie aber ließ es kalt abgleiten und sagte wohl: Ja ein Klas ist er und ein Klas bleibt er, ein rechter Mährchenklas, aber Schulze wird er nie werden, denn er kann ja nicht schreiben. So sprachen die Aeltern über Klas jeder auf seine Weise; sie merkten aber nicht, daß mit Klas eine große Veränderung vorging und daß Valentin ihn viel lebendiger und im Herzen viel lustiger machte. Denn die Geschichten ergriffen den Jungen so, daß er nichts anderes sah und hörte

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_073.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)