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denn der Klas je den Zank angefangen? sind die andern nicht immer die Necker? ihnen geschieht ihr Recht, wenn er sie tüchtig abstraft. Es ist gut, daß er sie zwingen kann, so wird ihnen die Lust dazu vergehen. Und er nahm dann seinen Klas gewöhnlich und streichelte ihn und küßte ihn und ermahnte ihn zu aller Friedseligkeit. Dessen bedurfte es aber in der That nicht: Klas war einer der stillesten und freundlichsten Jungen, der keiner Kreatur etwas zu Leide thun, am wenigsten schwächere und kleinere Knaben necken konnte; aber wenn er gereitzt ward, gebrauchte er die Kraft seiner Fäuste nicht mittelmäßig.

Nicht so gut, als hinter den Gänsen Säuen und Ochsen ging es Klas hinter den Bänken des Schulmeisters. Er hatte zum Lernen wenig Lust und Geschick und konnte es in vier Jahren kaum zum Lesen bringen; denn was er im Winter gekonnt, hatte er im Sommer im Felde und Walde immer richtig wieder ausgeschwitzt, so daß seine Brüder und die Nachbarkinder in der Schule immer weit mehr gelobt wurden als er. Doch hatte der alte Schulmeister ihn sehr lieb und gab ihm das Lob der Sittigkeit des Gehorsams und der Frömmigkeit. Im Hause gab das unter den Alten manchen kleinen Verdruß. Peter, der ihn von allen seinen Kindern am liebsten hatte, was er sich aber nie merken lassen wollte, setzte sich oft allein

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_070.jpg&oldid=- (Version vom 25.4.2021)