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den Prinzen aus Ostenland, und freuete sich über die Maaßen; und alles Volk freuete sich mit ihm, daß so alles wiedergekommen und das Reich nicht bei Fremden bleibe.

Und nach wenigen Tagen setzte er sich die königliche Krone auf und fing an zu regieren an seines Vaters Statt, seiner Schwester aber gab er eine überaus prächtige Hochzeit mit Tänzen und Festen und Ritterspielen; auch erhielt sie nebst ihrem Prinzen an Land und Leuten eine gar stattliche Abfindung, wovon sie fast wie Könige leben mogten. Die Prinzessin Aurora aber hatte ihren Bruder um den Wald gebeten, in welchem sie als Vögelein so manchen fröhlichen und auch so manchen traurigen Tag umhergeflogen war, und er hatte ihn ihr gern geschenkt. Sie baute sich daselbst ein stolzes königliches Schloß an dem Bache, wo sie so oft gesessen und gesungen hatte, und die grüne und dichte Eiche kam mitten in ihrem Schloßgarten zu stehen und hat noch manches Jahr nach ihr gegrünt, so daß ihre Urenkel noch darunter gespielt und sich beschattet haben. Sie aber ließ das Gebot ausgehen, es solle der Wald für ewige Zeiten stehen bleiben in seiner natürlichen Herrlichkeit; auch gab sie den kleinen Singvögelein den Frieden und verbot auf das allerstrengeste, in diesem heiligen Bezirke Schlingen

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_055.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)