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könne kein Ende nehmen. Doch hatte sie seit jenem Tage den Wald nicht betreten um das Schloß und den Schloßgarten, sondern eine heimliche Furcht hatte sie davon zurückgehalten. Sie ließ sich aber nicht merken, was es war, und daß eine Hexenangst dahinter steckte. Nun begab es sich, daß sie einmal ein großes Fest und Gastmal angestellt hatte, wozu alle Fürsten und Fürstinnen des Reichs und alle Großen des Landes und alle vornehmsten Diener und Dienerinnen geladen waren, und es war den Nachmittag eine große Wolfsjagd beschlossen in dem Forst, und die Fürsten baten sie, daß sie mitgehen mögte. Sie weigerte sich lange unter allerlei Vorwänden, endlich aber ließ sie sich bereden. Sie setzte sich aber auf einen hohen Wagen und hieß drei ihrer tapfersten Kriegsmänner sich wohlbewaffnet neben sich setzen ; zugleich hieß sie viele hundert gewaffnete und gerüstete Reisige vor neben und hinter dem Wagen reiten, und eine lange Reihe Wagen voll Herren und Frauen folgten ihr nach. Und ihr war der Wolf immer im Herzen, doch dachte sie bei sich: laß den Wolf nur kommen, ja laß hundert Wölfe zugleich kommen, diese tapfere Schaar wird ihnen wohl das Garaus machen. So verblendet Gott auch die Klügsten und Feinsten, wann sie zur Strafe reif sind; denn ihr war

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_046.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)