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behielt sie es. Da zu einem mal der dormiter entprunnen was, da het sie die slüssel, da mit das slafhauss beslossen was, und der convent laut rieff, wo die slüssel weren, da wolt sie so vil nit reden, das sie die slüssel zeiget, piss das sie eine vant bey irm pette. Dar zu sprach sie alle tage tausent Ave Maria, und einen psalter sprach sie auch alle tage ob dem wercke. Und eins mals, da sie span, wann sie kom auss dem werckhauss nymmer an not, da kom das aller schönste lemlein, das je gesehen ward, und was aller dinge in dem pilde mit dem vannen und mit dem creücz, als man es pfliget ze malen. Und sas ir in die schoss, und das lemlein nam sein pfötlein, und sluck sie an die hende und an den vaden, den sie gespunen hete ze der selben stunde rechte in der weise, als ir des lemlein chürzveil und freüde wolte machen, das treib es als lange, piss sie hinder sich in ein fenster vil, und also lage sie lange weil in göttlicher genade, als ir vil und dicke geschach. Und auch verjach sie ze einem mal, das sie etwen in der völlen götlichen gnad were, und ir unser herr so vil erkantnüsse gebe, das sie dauhte, er hete aller engel und heiligen vergessen, das er sie neuer allein tröste vor allen creaturn. Und was selten kein tag, sie lege an einer venie wol als lang, bis man einen halben salter gelesen mochte. Und da mercket man dick, das sie in so grossem troste lag. Und da sie kom an das tot bette, da sichet sie wol siben wochen vor, und legt got so grosse marter an sie, das sie alle krump ward, und das antlücz auf das hercz gedrücket was, das ir ir kynne dem herczen ein grosse gruben und twelen het gemachet, und das essen brachte man ir kaum zem munde, wann sie muste neuer durch fremde hende essen und trincken. Und das leit sie mit als grosser gedult und gotes mynn, das sie sprach, und wer es gocs lob, das sie gern in der selben marter wolt ligen biz an den jüngsten tag, und in der zarten mynne schide sie von diser werlt in die ewigen wunne.

Es was auch in dem selben closter ein zarte edle junckfraue, die hiess Margaretha von Rosenstein, die was ein leühtende blum in allen tugenden, und sunderlich da was sie demutiger gehorsam, das man ir kein dinck so smehes enpfalhe noch auf legte, sie wer mit sneller gedult dar zu bereit. Und zu einem mal bevalhe man ir das siech ampt. Da het sie so grosse arbeit inne, dass es ze wundern was, und eins mals macht sie in winter zeit eim siechen ein pet nach complete, und was auch das weter gar kalte und unleidenlich, und da von gefross ir das gewant, das sie an ir hete alles sampt. Und dar nach ging sie in den refender, der was eingeheiczet, und wolt das gewant enpfrören. Da trieb sie die circklerin auf den dormiter, und wolt ir kein weise nicht peiten, biss sie erwarmet wer. Und also ging sie als das lemblein, das got selber ist, mit ganczer güte auf den dormiter, und stund an ein fenster, das was in den paumgarten gekeret, mit dem

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Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_145.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)