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8 DER HERREN LOCH

Zur Zeit der Reformation lebte in dem großen Pfarrdorfe Biberist an der Emmen bei Solothurn ein katholischer Pfarrer und in der Nähe ein calvinischer Prediger, die sich zuweilen gegenseitig besuchten und über theologische Gegenstände unterhielten. Als einsmals der eine dem andern beim Rückwege das Geleit gab, gerieten sie in der Hize des Streites so aneinander, daß sie sich in einer Schlucht wechselseitig erstachen, die deshalb nachher das Pfaffenloch benannt wurde. – Wärend der französischen Revolution sollen die Solothurner Patrizier ire Reichtümer dorthin geflüchtet und vergraben haben, weshalb es auf den heutigen Tag noch der Herren Loch benannt wird.


9 DIE KIRCHE ZU ST. PREX

Zwischen Rolle und Morges ligt auf einer Landspize des Genfer Sees der uralte aber schmuzige Flecken St Prex, dessen Kirche von den Häusern getrennt ist; sie soll eine der ältesten den Cantons Waadt und um 530 erbaut worden sein. Ehemals stand sie mitten im Dorfe, in einer Nacht aber packte sie der Teufel und zog sie hinweg, und wol hätte er sie noch weiter geschleppt, wäre nicht gerade zur rechten Zeit ein Mönch dazu gekommen, und hätte in durch einige fromme Sprüche davon abgehalten.


10 KINDERBRUNNEN

In Hausen ob Verena bei Spaichingen haben sie auch den Kinderbrunnen.

In Gunningen, nahe dabei, ist der uralte Flöschabronna, aus dem man die Kinder holt. Flöscha f. ist ein alem. Wort für Teich, wäßerige Vertiefung Vihtränke, eingesenktes Feld. Das Schweiz. Idiot. I 1254 erklärt es nicht, kennt aber auch Flurnamen so benannt. Mit Floß, Fluß usw. ist zur Erklärung nichts getan. Ich glaube das Hebelsche flösch schwammicht, das am Feldberge heute noch übliche Adj. das wol nichts anders ursprünglich bedeutet als mosichten, schwankenden schwammartigen Grund und Boden, gibt der Deutung den besten Anhaltspunkt. Villeicht darf ahd. flusc Graff III 753 ff. beigezogen werden.

ABIRLINGER     


DIE HOHENZOLLERISCHEN FLURNAMEN
IX WISEN MATTEN MADEN WEIDEN UCHTWEIDEN WASEN WANG ANGER RIED RAIN

1 Wisen. Wie aus den ON Krauchenwis, Jgelswis, Engelswis schon bekannt, so finden wir das Wort in unzäligen Flurnamen. Mit Tiernamen zusammengesezt – oben XIV 216 ff nannte ich die Kälberwisen, Hagenwisen, Schafwise, Eselswise,

Empfohlene Zitierweise:
Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia XV. Hanstein, Bonn 1887, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XV_136.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)