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mächtigen Haufen glühender Kolen, der aber sofort als er herzhaft darauf loß schrit, verschwand. Dem Knechte graute es und er wagte nicht zu den lärmenden Pferden hinabzusteigen.

11 Die weisse Jungfrau von Hüneburg

Auf der Hüneburg, einer eine Stunde westlich von Neuweiler gelegenen Burgruine, sollen grosse Schäze verborgen sein. Oft siht man vom Kazenberge aus an den Trümmern der Burg eine Jungfrau lustwandeln, deren weisser Schleier weithin leuchtet. Ir Lieblingsaufenthalt ist ein Brunnen unterhalb einer mächtigen alten Linde. –

Dorthin fürte sie einst ein junges Mädchen aus Neuweiler, dаs in der Nähe Vih hütete. Sie zeigte ir in der Hölung des Gesteins, aus der die Quelle hervorbricht eine grosse Kiste von Gold. Auf der Kiste lag eine feurige Schlange, die den Schlüssel im Maule hielt. Bittend wis die Jungfrau darauf hin. Dem Mädchen jedoch graute und sie lief eilends davon.

Auch ein Holzhauer wurde durch die Jungfrau dahin gefürt. Aber auch er konnte seine Furcht nicht bezwingen und auch er floh. Da seufzte die Jungfrau laut und klagte: „Wehe mir, jezt ist die Erlösung noch weit! Nach 50 Jaren wird der Wald hier gefällt werden. Dann wird ein Holzhauer einen Apfel verzeren, aus dessen einem Kerne ein statlicher Baum erwachsen wird. Gefällt wird aus seinem Holze eine Wige gezimmert werden. Das erste Kind, das darin ruht wird mich erlösen.“


AUS DER UMGEBUNG VON ZABERN

12 Die Steinbütte

Oberhalb Reinhardsmünster bei Zabern, in der Nähe des Forsthauses Schäferplaz, ligt ein merkwürdiger Fels. Sorgfältig bearbeitet bildet er einen grossen Bottich. Von disem Felsen, der die Steinbütte genannt wird, erzält man, dass einst ein Abt von Maursmünster denselben bearbeiten liess für sein Kloster. Als derselbe fertig war und zu Tale gebracht werden sollte, vermochte man auf keine Weise die ungeheure Last zu bewältigen. Vergeblich bot der Abt jedem, der es vollbrächte sovil Silbergeld, als nötig wäre den Weg biß zum Kloster zu bedecken. –

Nach einer anderen Erzälung soll ein Mönch in sträflicher Liebe zu einer Nonne entbrannt sein. Zur Strafe wurde er von dem Abte verurteilt, den Felsen in mühsamer, langer Arbeit auszuhölen.

13 Der Brotschgeist

Auf dem Brotschberge, südlich von Zabern, finden sich noch Spuren alter Befestigungen und an der Südseite unterhalb des mächtigen Brotschfelsen eine kleine Hölung. In derselben haust der Brotschgeist, der sich oftmals den Leuten zeigt, denselben jedoch

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Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia IX. Marcus, Bonn 1881, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_IX_043.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)