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Handelt es sich doch um die Gesundheit des Volkes, die durch die Verkehrtheit der „modernen Frau“ gefährdet wird. Was soll man aber dazu sagen, wenn, wie es in der Neuzeit geschehen ist, die Erlangung des Doctorhutes seitens einer jungen Dame in den Zeitungen als ein besonderes Ereigniss gepriesen wird. Man kann da doch nur mitleidig der vielen weiblichen Wesen gedenken, die bei dem Wettlauf mit dem männlichen Geschlecht in Folge Bleichsucht und hochgradiger Nervosität unterliegen. Von der Natur ist die Aufgabe, die das Weib zu erfüllen hat, streng vorgezeichnet, und gegen die Naturgesetze wird der Mensch vergeblich Sturm laufen. – Es ist nur zu wünschen, dass die in dieser wichtigen socialen Frage der Aufklärung dienende Schrift die weiteste Verbreitung finden möchte.

K.


Kreuz-Zeitung, Berlin, vom 25. Juni 1901.

Hätte der Verfasser nur einen weniger aufreizenden und weniger missverständlichen Titel für seine sonst sehr beachtenswerthe Broschüre gewählt! Er will doch im Grunde genommen nichts Anderes beweisen, als dass die ganze geistige Anlage des Weibes – seine Vertheidigung dieses Wortes unterschreiben wir durchaus! – eine andere sei als des Mannes. Seine Vertheidigung des Titels hat uns nicht überzeugt, während seine sachlichen Ausführungen sehr viel treffendes enthalten. Vor allem beachte man die ausführliche Vorrede zur dritten Auflage, in der sich der Verfasser ganz vortrefflich mit der modernen Frauenbewegung auseinandersetzt. „Je gesünder der Mensch ist, um so entschiedener ist er Mann oder Weib“ – ist ein ebenso wahres wie ernstes Wort für das Album unserer Frauenrechtler. Wie schön characterisirt es das „Schwatzgenie“ der Rahel Levin; wie recht hat er damit, dass es eine Unmöglichkeit sei, anzunehmen, ein Weib könnte die Aufgabe erfüllen, die die Natur eben an zwei Geschlechter vertheilt habe. Wir stimmen ihm auch bei, dass die ganze öffentliche Bedeutung, die die Frauenbewegung genommen habe, sie dem Manne verdanke; „Macht der Mann damit Ernst, dass er von der unbedingten Freiheit des Weibes nichts wissen wolle, dann ist es aus mit der Frauenbewegung“. Dr. Möbius rühmt sich, in Wahrheit die Sache des weiblichen Geschlechts gegen seine Schädiger zu führen, zu streiten gegen den blutlosen Intellectualismus, gegen den missverstehenden Liberalismus, der auf eine öde Gleichmacherei hinausläuft, die eigentlichen Weiberfeinde sind die Feministen, die den Unterschied der Geschlechter aufheben möchten. – Es ist eine scharfe aber ehrliche Entrüstung, die die Feder des Verfassers führt. Dass er im Anhang die Entgegnungen einiger Heldinnen der modernen Frauenbewegung abgedruckt hat, ist eine sehr geschickte Taktik: einen besseren Beweis für seine Ausführungen konnte es gar nicht geben, als diese phrasenhaften Ergüsse.


Empfohlene Zitierweise:
Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold, Halle a. S. 1903, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/92&oldid=- (Version vom 31.7.2018)