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gegenüber eine Unbefangenheit, die ihnen und der Sache zum Nachtheile gereicht. Bei näherer Ueberlegung scheint folgende Erklärung richtig zu sein. Einerseits hat der Mann soviel zu thun, zu lernen und zu lesen, dass ihm für das, was nicht gerade zu seinen Geschäften und Liebhabereien gehört, keine Zeit übrig bleibt. Die Angelegenheiten der Weiber erscheinen den meisten als eine Nebensache, zu deren gelegentlicher Erörterung kein besonderes Nachdenken und Nachlesen gehört. Andererseits haben die Männer als Söhne, Brüder, Gatten, Väter allerhand liebevolle Gesinnungen für die Weiber und möchten sie gern so gut wie möglich behandeln. Kommt es nun zu Erörterungen, so gelingt es den Vertretern der „Frauenrechte“, die gewöhnlich durch Literaturkenntnisse und Uebung im Vortheile sind, ja die manchmal ihr ganzes Denken dieser einen Sache gewidmet haben, ihre Declamationen einleuchtend zu machen. Das Rechtsgefühl treibt zum Schutze der Unterdrückten, die Gutmüthigkeit möchte gern gewähren, was dringend gewünscht wird. Ueberdem pflegt gerade uns Aerzten der Liberalismus im Blute zu sitzen. Kurz, Mangel an eingehender Beschäftigung mit dem Gegenstande und ritterliche Gesinnung erklären den Irrthum. Diesmal habe ich die verneinenden Kritiken der Collegen weggelassen, um Platz für Anderes zu bekommen.

Die meisten Kritiker sind Literaten und weibliche Kämpfer. Die letzteren binden sich bekanntlich als Schriftsteller gern einen Bart vor, es mag daher manche anscheinend männliche Kritik weiblich sein. Hier geht es nun ungenirter her: Freiheit und Gleichheit! hört man schallen, das wilde Mädchen greift zur Wehr. An diesem Orte kann natürlich nur eine Auslese gegeben werden. Etwas weiteres will ich nicht sagen; die Kritiken mögen durch ihre eigene Kraft und Schönheit wirken.

Der Abwechselung wegen habe ich in der neuen Auflage neue Kritiken eingesetzt. Vielleicht sind sie eben so schön wie die alten.

Auch die Briefe sind ausgewechselt. Es giebt jetzt: Auszüge aus Collegen-Briefen, einem Brief an Herrn Marhold, zwei Briefe wohlwollender Leserinnen, und ein paar Verse.

Empfohlene Zitierweise:
Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold, Halle a. S. 1903, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/81&oldid=- (Version vom 31.7.2018)