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fehlen gänzlich, denn die Geschichte spricht direct dagegen; da sehen wir Schwankungen in diesem und jenem Sinne, aber im Grossen und Ganzen ein unverändertes Beharren, soweit das Wesentliche in Frage kommt. Wenn wir z. B. im alten Testament lesen, so sehen wir, dass das Verhalten und die Stellung des Weibes damals, d. h. durchschnittlich vor etwa 2500 Jahren, ungefähr eben so waren wie jetzt. Aristophanes schildert eine „Frauenbewegung“, die der unsrigen recht ähnlich war. Die Römerinnen hatten ungefähr auch die Stellung wie unsere Frauen. Andererseits haben in vielen Gegenden des Orients heute noch die Weiber dieselbe relativ ungünstige Stellung wie vor 1000 oder 2000 Jahren. Es scheint also die Stellung des Weibes nicht sowohl von der Zeit als von dem Character des Volkes, der natürlich den Character beider Geschlechter umschliesst, abzuhängen. Manche, die davon gehört haben, dass für die Art-Entwickelung sehr lange Zeiten in Anspruch genommen werden, mögen erwidern, was sollen uns ein paar tausend Jahre, die bisherige Geschichte beweist gar nicht dass die Entwickelung nicht doch noch kommt. Solche mögen ihres Glaubens leben, aber sie müssen uns auch gestatten, anzunehmen, dass wie in den letzten so in den nächsten Jahrtausenden keine wesentliche Veränderung zu erwarten sei. Andere verstehen unter Entwickelung ein bewusstes Eingreifen, eine Art von planmässiger Erziehung. Sie meinen, wenn man die Mädchen nur genug unterrichtete und die Schranken der Sitte und des Gesetzes niederrisse, dann würden die Geistesfähigkeiten des weiblichen Geschlechts nicht von denen des männlichen verschieden sein. Mit diesen wunderlichen Heiligen ist schwer zu reden. Wenn man sie auf Thatsachen hinweist, z. B. auf die Musikgeschichte u. A., so gehen sie nicht darauf ein. Wenn man ihnen die Unmöglichkeit darthut, dass ein Weib die Aufgaben erfüllen könnte, die die Natur an zwei Geschlechter vertheilt hat, so meinen sie, sie könnten es schon. Ich habe auseinandergesetzt, dass, wenn die Wünsche der Feministen erfüllt werden, die Geburtenziffer soweit sinken müsse, dass der Stand oder das Volk sich nicht erhalten kann. Darauf kommt zur Antwort, die hochgebildete

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Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold, Halle a. S. 1903, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/65&oldid=- (Version vom 31.7.2018)