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viel häufiger und bedeutsamer sind, als man gewöhnlich denkt. Besonders dann, wenn man von den Verhältnissen unserer Zeit redet, darf man nie vergessen, dass unsere Culturvölker ausserordentlich stark mit pathologischen Elementen durchsetzt sind. Indessen solche weiter greifende Betrachtungen scheinen meinen Kritikern fremd zu sein. Ihre Sorge ist nur, dass ich die über den Durchschnitt hinausragenden Weiber nicht genug berücksichtigt haben soll. Sie werfen mir vor, dass ich nicht an die weiblichen Heiligen, die Wohlthäterinnen der Gesellschaft, die guten Fürstinnen, die geistvollen Frauen aller Art gedacht habe. Halten sie mich wirklich für so dumm? Es ist aber ein natürlicher Fehler, dass wir über den Ausnahmen gern die Regel vergessen. Finden sich auf einer langen Linie einzelne leuchtende Puncte, so ziehen diese unsere Augen auf sich und wir vergessen über ihnen die langen dunkelen Strecken. Von der Beschaffenheit des wirklichen Volkes scheinen viele Literaten gar keine Ahnung zu haben. Z. B. wird mir vorgeworfen, es gebe doch viele geistesfrische alte Frauen. Solche kenne ich eben so gut wie meine Kritiker. Aber geht hinaus in’s Volk, vergleicht den fünfzigjährigen Mann mit dem fünfzigjährigen Weibe, macht Prüfungen, lasst nicht Zungenfertigkeit und übernommene Gedanken für Geistesthätigkeit gelten, dann wird sich zeigen, ob ich Recht habe. Ueberhaupt hat meine Lehre von der Parallelität der geistigen Entwickelung und des geistigen Rückganges mit der körperlichen Entwickelung und dem körperlichen Altwerden viel ungerechten Tadel gefunden. Die Zukunft wird lehren, dass es ein besonderes Verdienst war, auf diese viel vernachlässigten Dinge hinzuweisen.

Die dritte Gruppe sagt, im Grossen und Ganzen mag er ja recht haben, aber das liegt nur daran, dass die weiblichen Geistesfähigkeiten bisher nicht genügend entwickelt worden sind. Entwickelung ist überhaupt alles, wenn wir uns entwickeln, so können wir werden, was wir wollen. Zunächst kann die weitere Entwickelung des weiblichen Geschlechtes als ein Process im mystisch-darwinistischen Sinne aufgefasst werden, als einer, der durch Naturnothwendigkeit, ohne Zwecksetzung abläuft. Beweise für eine solche Voraussetzung

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Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold, Halle a. S. 1903, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/64&oldid=- (Version vom 31.7.2018)