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eine gewaltige, theils unabsichtliche, theils raffinirte Reclame in Anschlag bringen, aber die Frau muss doch etwas besonderes gewesen sein. Sie war ein Schwatz-Genie. Sie hatte viel erlernt und erlebt, hatte ein gutes Gedächtniss, Geistesgegenwart, enorme Lebhaftigkeit und dazu die unendliche Lust am Schwatzen. Sie konnte Tag für Tag, durch viele Stunden geistreich reden. Ihr Biograph nennt sie sehr gut eine „Geselligkeitsfanatikerin“; sie lebte sozusagen vom Reden. Wunderlicherweise lebte mit ihr zusammen ein zweites Schwatz-Genie, Bettina Brentano, vereh. v. Arnim. Diese Frau war weniger ernst und ehrlich als Rahel, übertraf sie aber bedeutend an poetischer Fähigkeit und Gestaltungskraft. Sie ist besonders durch ihre Lügenhaftigkeit interessant, sie log ganz unwillkürlich und erinnert stark an die von Delbrück beschriebene Pseudologia phantastica. Es war überhaupt damals eine redselige Zeit; die bedeutenden Männer schwatzten auch und fanden an dem nichtigen Salongerede eine seltsame Befriedigung. Aber die Männer waren gegen die genannten Frauen armselige Talente im Hinundwiderreden. Varnhagen, der überhaupt viel von einer alten Dame hatte, scheint sich ausgezeichnet zu haben.

Die, die sagen, meine Schilderung passe nur für den Durchschnitt, haben ganz Recht. Aber, Ihr Lieben, etwas anderes habe ich ja gar nicht gewollt. Wie kann einer auf ein paar Druckseiten mehr thun und wie viel Seiten möchten nöthig sein, wenn alle Abweichungen vom Durchschnitte erwähnt werden sollten? Bei messbaren Dingen kann man ausser dem Mittel auch das Maximum und das Minimum angeben, aber hier ist doch die Sache so einfach nicht. Die Unterschiede der Geschlechter sind in ihren Hauptzügen bekannt, aber man weiss auch, dass Mischungen vorkommen. Wie beide Geschlechter alle Gehirnwindungen gemein haben, so haben sie offenbar auch alle geistigen Eigenschaften gemein, und nur ein Mehr dort, ein Weniger hier macht den Unterschied aus. Niemand kann genau sagen, in wie weit im einzelnen Falle eine vorwiegend männliche Fähigkeit beim Weibe sich entwickeln könne und umgekehrt. Das gilt schon für die Norm, nun kommen aber unter pathologischen Bedingungen die geistigen Zwitterbildungen dazu, die wahrscheinlich

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Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold, Halle a. S. 1903, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/63&oldid=- (Version vom 31.7.2018)