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wird, ihren Vorsatz durchsetzt, dann ist sie aller Wahrscheinlichkeit nach pathologisch. Eine Frau, die keine Kinder haben will, oder etwa nach dem ersten sagt: einmal und nicht wieder, ist ganz sicher ein entartetes Wesen. Noch schlimmer ist es, wenn eine Frau um ihrer selbstsüchtigen oder wahnhaften Bestrebungen willen ihre Kinder vernachlässigt oder gar ganz verlässt. Der Weg der Gedanken vom ersten Nora-Zorne bis hieher ist lang, und unterwegs ist der Zorn verflogen. Die philosophische Betrachtung verträgt sich ja überhaupt nicht mit dem Zorne, sie deckt als Quelle des Schlechten Irrthum und krankhaften Mangel an natürlichen Gefühlen auf. Indessen man bleibt ein Mensch und wenn man das Schlechte verherrlichen hört, regt sich der Zorn immer von neuem. Und der Zorn hat auch sein Gutes, er treibt zum Handeln, und das Handeln ist gerade in unserem Falle nicht aussichtslos, denn Suggestionen kann man beseitigen, und alle früheren Massensuggestionen sind dadurch mit Erfolg bekämpft worden, dass Einzelne ihnen ihr besseres Wissen entgegen hielten.

Vielleicht giebt es harmlose Seelen, die meinen, ich übertreibe, die „Frauenbewegung“ führe gar nicht zur Verleugnung der Natur, die Gefühlsrohheit sei gar nicht mit dem „Streben nach dem Höheren“ verknüpft. Solche Vermittler täuschen sich sehr. Natürlich bleiben die Meisten, die sich der Bewegung anschliessen, auf halbem Wege stehen, die Bewegung selbst aber hat den Zwang in sich, bis zum Ende zu gehen. Das Ende aber ist die Freiheit vom Kinde. Wenn das Weib irgend etwas hochhalten sollte, so ist es der Muttername. Ich hatte geschrieben, nicht die Leistungen des Mannes, sondern mütterliche Liebe und Treue verlange die Natur vom Weibe. Ein weiblicher Kritiker giebt das so wieder: nach meiner Auffassung tauge das Weib „nur zur Gebärerin und Brutpflegerin“. Man höre: Brutpflegerin! Und da soll man nicht von Entartung reden. –

Meine Characterisirung des Weibes wird hauptsächlich in drei Weisen beurtheilt: Entweder heisst es, sie ist im Wesentlichen falsch, oder, sie ist im Wesentlichen richtig, passt aber nur für den Durchschnitt, oder sie ist im Wesentlichen richtig, passt aber nur für die jetzt vorhandenen Zustände.

Empfohlene Zitierweise:
Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold, Halle a. S. 1903, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/60&oldid=- (Version vom 31.7.2018)