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wir nicht aus der Welt schaffen können, die aber doch Jeder nach Kräften zu erkennen und zu bekämpfen bestrebt sein sollte. Es ist mit den gesellschaftlichen Uebeln ähnlich wie mit den Krankheiten, sie wachsen mit der Cultur, und wir streiten dagegen, so gut es eben geht. Das Weib ist berufen, Mutter zu sein, und alles, was sie daran hindert, ist verkehrt und schlecht. Das schlimmste Hinderniss ist die Noth des Lebens, die die Eheschliessung hinausschiebt oder verhindert, die das Weib zwingt, sich selbst die Nahrung zu erwerben. Der Wunsch, den durch die Noth des Lebens bedrängten Mädchen und Frauen zu helfen, ihnen die Fähigkeiten und Mittel zu anständiger Lebensführung zu verschaffen, ist natürlich berechtigt und kein Verständiger wird eine „Emancipation“ dieser Art bekämpfen. Aber das soll man anerkennen, dass die Hilfe ein Nothbehelf und selbst ein Uebel ist. Die Arzenei ist für die Kranken, nicht für die Gesunden. Ganz anders als mit der Noth verhält es sich mit der willkürlichen Schädigung des weiblichen Berufes. Die Abdrängung von der Mutter-Thätigkeit kann hauptsächlich auf zweierlei Art geübt werden, und man mag da von der französischen Methode einerseits, von der englisch-amerikanischen andererseits reden. Unter jener verstehe ich die Damen-Wirthschaft, unter dieser die Forcirung der Gehirnarbeit. Französisch nenne ich das Damenwesen deshalb, weil es während der letzten Jahrhunderte unter dem ancien régime in Frankreich die höchste Ausbildung erhalten hat und da seine Verderblichkeit am deutlichsten gezeigt hat. Die rechte Dame ist zum Vergnügen da, zum Vergnügen der Anderen und zum eigenen Vergnügen. Alles, was schwer, unrein, mühselig ist, das existirt für sie nicht, sie schwebt wie eine griechische Göttin in sonniger Schönheit über dem irdischen Dunste. Sie will lieben, herrschen und sprechen, die Männer sind dazu bestimmt, sie zu lieben, ihr zu dienen und mit ihr zu plaudern. Ihr Thron steht im „Salon“ (dafür haben wir keinen deutschen Ausdruck, man könnte vielleicht sagen: Schwatzbude). Das Wort Salon kennzeichnet bekanntlich die Gesellschaft vor der grossen Revolution, und man kann dreist behaupten, dass diese letztere ohne den Salon nicht möglich gewesen wäre. Denn die vorrevolutionäre Gesellschaft ist nicht an ihrer Schlechtigkeit,

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Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold, Halle a. S. 1903, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/40&oldid=- (Version vom 31.7.2018)