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wahrscheinlich zunehmen. Denn es scheint eine Function der Civilisation zu sein. Wie die Stadtbevölkerung mit ihrer vorwiegenden Gehirnthätigkeit allmählich unfruchtbar wird und ohne Zufluss vom Lande absterben würde, so scheint die Civilisation überhaupt die Quellen des Lebens abzugraben und ein Volk wird schliesslich so civilisirt, dass es nicht mehr leben kann und nur durch Barbarenblut wieder aufgefrischt werden kann. Offenbar ist das Urphänomen der Gegensatz zwischen Gehirnthätigkeit und Fortpflanzung. Beide Functionen sind eng verknüpft, aber je mehr die eine das Uebergewicht erhält, umso mehr leidet die andere. Die Gehirnmenschen sind nervös und ihre Nachkommenschaft ist erst recht nervös. Ein wesentliches Kennzeichen dieser Form der Entartung ist die Verwischung der Geschlechtscharactere: weibische Männer und männische Weiber. Je nervöser die Bevölkerung wird, um so häufiger werden Mädchen mit Talenten und überhaupt männlichen Geisteseigenschaften. Auch muss man wohl die gekreuzte Vererbung heranziehen: die Tochter schlägt nach dem Vater und je mehr die Kopfmänner gezüchtet werden, umso häufiger übertragen sie ihre Art auf die Töchter. Besser wird die Sache durch alle Erklärungen nicht, denn erklärlich oder nicht, nothwendig oder nicht, immer bleibt die Vermännlichung des Weibes ein Unglück.

Auch das Gesetz sollte auf den physiologischen Schwachsinn des Weibes Rücksicht nehmen. Unsere Gesetze sind im Grossen und Ganzen nur für Männer gemacht; für die Minderjährigen ist gesorgt, das erwachsene Weib aber wird im Strafrechte (um nur von diesem zu reden) dem erwachsenen Manne gleich geachtet und nicht einmal für einen mildernden Umstand gilt irgendwo weibliches Geschlecht. Mit Unrecht. Zu den bisher angestellten Erwägungen kommt noch das hinzu, dass das Weib während eines beträchtlichen Theiles seines Lebens als abnorm anzusehen ist. Ich brauche vor Aerzten nicht über die Bedeutung der Menstruation und der Schwangerschaft für das geistige Leben zu reden, darauf hinzuweisen, dass beide Zustände, ohne eigentliche Krankheit, das geistige Gleichgewicht stören, die Freiheit des Willens im Sinne des

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Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold , Halle a. S. 1903, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/29&oldid=- (Version vom 31.7.2018)