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und nichts ist thörichter, als dem Weibe das Lügen verbieten zu wollen. Verstellung, d. h. Lügen, ist die natürliche und unentbehrlichste Waffe des Weibes, auf die sie gar nicht verzichten kann. Freilich soll die Waffe nur zur Vertheidigung dienen, indessen ist es begreiflich, dass es nicht dabei bleibt, dass ein Verfahren, das einen wichtigen Theil der Lebensführung bildet, auch ohne Noth angewendet wird. An sich ist die weibliche Lüge nur in geschlechtlichen Beziehungen gerechtfertigt, die Billigkeit aber fordert, dass sie überhaupt milder beurtheilt werde als die männliche Lüge.

Wie die Verstellung und andere bisher betrachtete Eigenschaften, so wird das ganze Wesen des Weibes teleologisch am leichtesten begriffen. Wie muss dieses Wesen beschaffen sein, um die ihm gestellte Aufgabe am besten zu erfüllen? Das menschliche Weib soll nicht nur Kinder gebären, sondern auch diese pflegen, da sie, im Gegensatze zu den Jungen der Thiere, so und so viele Jahre lang hilfebedürftig bleiben. Diese Hilfebedürftigkeit der Kinder macht beim Menschen eine grössere Differenzirung der Geschlechter nöthig als bei den Thieren. Beschaffung der Nahrung, Vertheidigung, überhaupt das Departement des Aeusseren hat der Mann allein zu besorgen, denn das Weib muss in erster Linie Mutter sein. Auch in geistiger Beziehung ist alles, was den Mutterberuf erleichtert, dem Weibe zu geben, alles, was ihn erschwert, zu beseitigen. Mütterliche Liebe und Treue will die Natur vom Weibe. Deshalb spielt schon das kleine Mädchen mit Puppen und nimmt sich zärtlich aller Hilfebedürftigen an. Deshalb ist das Weib kindähnlich, heiter, geduldig und schlichten Geistes. Muth braucht die Frau höchstens zur Vertheidigung der Kinder, in anderen Beziehungen würde er nur stören und fehlt deshalb. So ist es auch mit anderen männlichen Eigenschaften; Kraft und Drang ins Weite, Phantasie und Verlangen nach Erkenntniss würden das Weib nur unruhig machen und in ihrem Mutterberufe hindern, also gab sie die Natur nur in kleinen Dosen. Ebenso wie ein verständiger Mann sich zur Pflege seiner kleinen Kinder nicht ein gelehrtes Frauenzimmer aussuchen wird, so stellte die ewige Weisheit nicht neben den Mann noch einen Mann mit einem Uterus,

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Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold , Halle a. S. 1903, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/26&oldid=- (Version vom 31.7.2018)