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die Männer geprägt haben. Ja selbst die Kochkunst und die Kleiderkunst sind nur von Männern gefördert worden, diese erfinden die neuen Recepte und die neuen Moden. Alles, was wir um uns sehen, jedes Hausgeräth, die Instrumente des täglichen Gebrauches, alles ist von den Männern erfunden worden.

Dass die Wissenschaften im engeren Sinne von den Weibern keine Bereicherung erfahren haben, noch erwarten können, ist demnach begreiflich. Die wenigen weiblichen Gelehrten, deren Namen die Geschichte der letzten 2 Jahrtausende enthält, waren gute Schüler, nichts weiter. Das gilt freilich von den meisten männlichen Gelehrten auch, aber jene sind die Gipfel, diese bilden die untere Schicht, aus der sich erst die wahren Grössen der Wissenschaft erheben. Auch im gewöhnlichen Leben tritt die Unfähigkeit des weiblichen Geistes zur Combination, das Fehlen selbständigen Denkens einem täglich überraschend entgegen und bildet oft einen schroffen Gegensatz gegen die Leichtigkeit der Aneignung. Dazu kommt der Mangel an Sachlichkeit, der Wünsche zu Gründen und Abneigungen zu Beweisen macht. Andererseits bringt gerade der dem Weibe eigene Realismus, der nur Vortheil und Nachtheil bedenkt, rücksichtlos sein Ziel verfolgt, durch sachliche Erwägungen nicht gehemmt wird, praktische Vortheile und befähigt das Weib, den schwerfälligeren, die Dinge von verschiedenen Seiten und mehr unpersönlich betrachtenden Mann gelegentlich zu besiegen. Nur ist diese weibliche Schlauheit kein Zeichen hoher Geistesgaben, das Weib steht hier dem Manne gegenüber wie ein geschickter Kaufmann einem Künstler oder Gelehrten. Uebrigens streicht die weibliche Schlauheit, wenn sie zufällig auf männliche Schlauheit trifft, und diese nicht durch den Geschlechtstrieb gehemmt ist, bald die Segel. Unterstützt wird die Schlauheit durch die Verstellung. Zu dieser wird das Weib durch seine geschlechtliche Rolle gezwungen, sie wird instinctiv geübt und ihre Vervollkommnung macht einen wesentlichen Theil der weiblichen Bildung aus. Die Aufgabe ist, begehrenswerth zu erscheinen, deshalb muss das eigene Begehren verschwiegen werden, und muss alles geschickt verdeckt werden, was der Schätzung der Anderen abträglich sein könnte. Zwischen uns sei Wahrheit, heisst es im Schauspiele, zwischen uns sei Unwahrheit, heisst es im Leben. Das muss so sein,

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Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold , Halle a. S. 1903, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/25&oldid=- (Version vom 31.7.2018)