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Mann erhalte“. – Der Mann hat das beste Gehirn und das gefüllte Portemonaie, die Hauptsachen zum Lebensgenuss! Desshalb möchten dies die Weiber auch haben, das ist gar nicht dumm, das Weibergehirn scheint demnach nicht so schlecht beschaffen zu sein. Oder sollen wir lieber wünschen zum Thierreich zurückzukehren? Zum Rindvieh? Störrischer Ochse, dumme Kuh? Nein, wir wollen mit dem Manne vorwärtsgehen, natürliche Kulturmenschen sein. Der naturentfremdete Kulturmensch muss sich vom Lande seinen Gegenpart holen! Die fortschrittlichen Weiber werden geduldig die „Quälerei“ der verschiedenen Examen durchmachen, die Geduld ist ihnen ja angeboren; „ein Mann würde sich empören oder davonlaufen, er hebt seine Geduld für die Gelegenheiten auf, wo es sich lohnt“. Jawohl, im Männerstaate kann er das thun. Sie haben Schopenhauer oft citirt, im Kapitel „Ueber die Weiber“ steht vieles so wörtlich so wie Sie es gesagt haben, nur bedauert Schopenhauer die sogenannten Freudenmädchen aufrichtig und beweist in seinen Werken manchmal dass er Herz hat. (Tat twam asi, Liebe ist Mitleid). Schopenhauer war hässlich und reich, er hat die rechte Frau für sich nicht gefunden. Wahrscheinlich haben die Weiber nur sein Geld gewollt. Er hatte auch keine gute Mutter und urtheilt gewiss aus eigner Erfahrung so schlecht über die Weiber. Er war gegen die Bärte und trug desshalb keinen Vollbart, der doch die Hässlichkeit oft gnädig bedeckt, viele Männer beweisen das. „Das Hässliche ist hassenswerth“. Sie haben das an den hässlichen alten Weibern gemerkt. „Aber gegen die geschlechtlich nicht mehr thätigen Weiber muss der Mann, von Specialfällen abgesehen, Gleichgiltigkeit oder gar mit Mitleid gemischtes Wohlwollen empfinden, Sie thun ihm nichts mehr und die Erinnerung an die eigne Mutter sollte jeden zur Milde mahnen.“ – Ja, eine Mutter muss eben jeder Mann haben, das geht nicht anders! Wie edel, gegen seine alte hässliche Mutter milde zu sein! Die andern alten Weiber seiner Bekanntschaft können sich nun Gleichgiltigkeit oder mit Mitleid gemischtes Wohlwollen wählen. Ich bitte mir und meinem Briefe das letztere aus, denn ich muss Ihnen, verehrter Herr Doktor, endlich gestehen, dass ich eine unnütze alte Jungfer bleiben musste und es für Sünde gehalten habe, den Männern etwas zu thun oder sie zu verlocken. Merkwürdigerweise ist bei mir aber, trotz des verfehlten Berufes, die Lust gewachsen. Ich möchte nicht wieder jung sein und bin sehr froh, dass ich keine Kinder zu erziehen habe. Wie soll man sie erziehen in dieser unvollkommenen Welt? Die Knaben zu Kanonenfutter oder für die dummen verlogenen Weiber? Die Mädchen einen Mann zu verlocken? Schrecklicher Gedanke! Nein, solange sich brutaler Egoismus mit Schwachsinn und Lüge paaren, kanns in der Welt nicht besser werden. Das ist meine instinktive Erkenntniss! Erst wenn die Ziele und Ideale der Frauenbewegung: gleichwerthige Männer und Frauen in glücklichen Ehen und in gemeinsamer Arbeit ihre Kinder zu edlen harmonischen Menschen erziehend, sich verwirklicht haben, dann erst kann die „Lust wachsen“ und der Wille Gottes ist erfüllt.

Schliesslich muss ich Ihnen noch, da Sie die Frauenbewegung ganz falsch

Empfohlene Zitierweise:
Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold, Halle a. S. 1903, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/120&oldid=- (Version vom 31.7.2018)