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beobachten versteht, das Weib in seinen verschiedenen Lagen, Verhältnissen und Lebensaltern kennen zu lernen: Vieles habe ich in Ihrer Schrift bestätigt gefunden und habe sie daher mit grossem Vergnügen gelesen; unter Vergnügen verstehe ich aber die Freude an der Enthüllung von Wahrheiten, d. h. an der Wahrheit selbst, besonders wenn man sie von so berufener Seite bestätigt sieht.

Bei der Betrachtung, dass es dem Weibe im Allgemeinen unmöglich ist, selbständig zu schaffen oder Bahn zu brechen, fiel mir ein, dass ich früher darauf hingewiesen habe, dass die Ars obstetricia in alten Zeiten trotz theoretischer Bearbeitungen eines Hippokrates, Celsus, Galen nur in den Händen der Weiber lag, sie also im Praktischen keinen Concurrenten am Manne hatten, diese Kunst aber mit der Zeit so herunterbrachten, dass ein männliches Eingreifen später zur unbedingten Nothwendigkeit wurde.


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Der Allgemeinheit könnte überzeugender Unterricht in der Weiberseelenkunde vor Konfektions-, Juwelier- und Photographie-Schaufenstern ertheilt werden. Auch ein Museum von Weiberhüten, Korsets und culs de Paris würde gleichem Zwecke dienen.

Endlich hat’s einmal eingeschlagen; wie das tolle Toben der Weiberkritiken gegen Ihre Abhandlung erweist. Meiner Ueberzeugung und Erfahrung zufolge wird die ganze Emanzipationsmache ihrer allgemeinen Bedeutung nach überschätzt. Das Gros denkt nicht daran mitzumachen und wird nie daran denken. Aber öffnet nur alle Schranken so weit wie möglich, desto schneller wird sich das stolze Ross überschlagen.

Interessant ist, wie die wüthigste unter Ihren Gegnerinnen mit der vernichtenden Auffassung einer Empfindung herauskommt – lediglich um ihres letzten Zieles willen – die bisher allgemein als des Weibes höchster Schmuck, Stolz und Ruhm galt: „Die Verheiligung der Mutterschaft gehört zu den konventionellen Verlogenheiten.“ (Zukunft vom 5. April 1902 S. 26!). Ich habe vom Wesen der Kinderliebe nie anders gedacht, habe aber am wenigsten von einer Frau, einer Mutter Zustimmung erwartet.

Empfohlene Zitierweise:
Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold, Halle a. S. 1903, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/117&oldid=- (Version vom 31.7.2018)