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Nein, der von der Frauenbewegung in Schwingung versetzte Pendel wird diesen Anstoss nicht vergebens empfangen haben, die zukünftigen Geschlechter werden die Segnungen dieser Bewegung empfinden, einer Bewegung, die nicht in der Freiheit vom Mann und der Freiheit vom Kinde gipfelt, sondern die einzig dahin strebt, die unwürdigen Fesseln, die heut der Frau noch aus dem Zustand der Barbarei anhaften, abzustreifen und das Weib aus dem Dunkel des bloss instinktiven Trieblebens herauszuführen und zur vollbewussten Frau, zur echten und rechten Mutter heranzubilden.


c) Frankfurter Frauen-Zeitung IX. Nr. 21 vom 26. V. 1901.

Wir haben uns bemüht, aus dem Wust von Schlagwörtern, unerweisbaren Behauptungen und Uebertreibungen, die den Inhalt der Möbius’schen Broschüre bilden, einen ernsthaften Kern herauszuschälen, der in der That den Gegenstand vorurtheilsloser, wissenschaftlicher Untersuchung bilden sollte. Es ist die These, dass die Entwickelung des Gehirns und die fortschreitende Zunahme der bewussten Geistesthätigkeit der Frau ein Zurückgehen der Fortpflanzungsfähigkeit und der mütterlichen Instinkte bedingt, dass somit von der Erhaltung des Naturhaften, Unbewussten in der weiblichen Psyche die Fortdauer der civilisirten Rassen abhängt. Der Verfasser hätte der Sache der Wahrheit, der er zu dienen behauptet, mehr genützt, wenn er sich der cynisch-materialistischen Darstellungsweise enthalten hätte, die wir einem Schopenhauer verzeihen, die aber minder grossen Geistern, seien sie auch in ihrem Specialfache anerkanntermaassen tüchtige Arbeiter, sehr schlecht ansteht. Wenn der Verfasser im Anhange eine Reihe temperamentvoller Entgegnungen aus Frauenkreisen abdruckt, deren „Kraft und Schönheit“ für seine Sache zeugen sollen, so gilt dafür das alte Wort: „Wie’s in den Wald hineinschallt, so schallt’s heraus.“


d) „Die gesunde Frau“ IV. Nr. 21 vom 1. XII. 1900.

Wir haben in Nr. 17 eine ausführliche Besprechung dieser nach unserer Auffassung nicht mehr zeitgemässen, weil von männlicher Ueberhebung strotzenden Abhandlung gebracht, und nun überrascht uns das Erscheinen der zweiten Auflage. Wir sehen aber mit Befriedigung aus der Vorrede zu derselben, dass nicht die Zustimmung, sondern das Missfallen diesen buchhändlerischen Erfolg zu Stande gebracht. Denn der Verfasser bekennt ehrlich: „Viel häufiger als der Beifall war der Tadel“. Ersterer hat sich überhaupt nur ganz im Stillen geäussert. Das Buch öffentlich zu loben hat „noch niemand den Muth gefunden“. Dass unter den Beifallspendern auch eine Dame gewesen ist, scheint den Verfasser begreiflicher Weise ganz besonders zu freuen. –

Empfohlene Zitierweise:
Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold, Halle a. S. 1903, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/107&oldid=- (Version vom 31.7.2018)