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Faust versuchen. Die Fabriksäle und Maschinen sind wohl die grimmigsten Feinde unserer Volksgesundheit, auch der geistigen. Und doch können wir auch hier dem nach ewigen Gesetzen vorwärts rollenden Wagen der Zeit nicht in die Räder fallen. Wir können nur trachten, unsere socialen Einrichtungen den gewaltsam veränderten wirthschaftlichen Verhältnissen angemessener zu gestalten. Hier aber gerade hat das geschmähte „neue“ Weib seine Arbeitkraft eingesetzt. Auch diese Frauen lassen sich die Gesunderhaltung unseres Weibmaterials angelegen sein; nur konstruiren sie sich nicht Zukunfterkrankungen, sondern suchen da zu helfen, wo das Elend mit Augen zu sehen und mit Händen zu greifen ist. Dass die Weiber der besitzenden Klasse der Nervosität nicht entgehen, zumal in den grossen Städten, ist sicher; allein dies verbreitete Uebel tritt in der schlimmsten Form gerade bei den geistig Unbeschäftigten auf. Das gebildete Mädchen gelangt vielfach, trotz heissestem Begehren danach, nicht zur Ehe. Giebt man ihm keinerlei Ersatz, keinen Modus, seine Anlagen in anderer Form auszuleben, so verfällt es dem allerkümmerlichsten Siechthum. Das Buch der Gabriele Reuter von dem vergebens wartenden und hoffenden Mädchen aus guter Familie hat einen so grossen Erfolg gehabt, weil es rücksichtlos ein Uebel aufdeckt, an dem ungezählte Frauen elend zu Grunde gehen. Die Mädchengymnasien sind ein Nothbehelf, eine Conzession an vorhandene staatliche Einrichtungen. Es wäre gewiss ausgezeichnet, wenn man die Erziehung unserer Mädchen auf einer von der bisherigen und von der männlichen durchaus verschiedenen Grundlage aufbauen könnte. Die Mädel müssten in ländlicher Freiheit aufwachsen, in einfachen Verhältnissen, recht mitten in der Natur. Sie müssten kräftig turnen, schwimmen, wandern, Bewegungspiele im Freien spielen, sehr gut ernährt werden; und möglichst wenig Gedächtnisswissen müsste in ihre jungen, frischen Hirne eingetrichtert werden. Dagegen müssten sie aber von früh auf geübt werden, zu beobachten, zu überlegen, sich klar und bündig auszudrücken und sich zu beherrschen. Sie könnten durch die kleine Welt des Dorfes praktisch am socialen Leben theilnehmen lernen. Auch müssten sie zeitig erfahren, was Ehe und Mutterschaft nicht allein für sie selbst, sondern auch für das Gemeinwohl bedeuten, aber auch, wie reich sich für den tüchtigen Menschen das Leben noch ausserhalb jener Naturberufe gestalten lässt. Doch Das ist eine Utopie. Wir müssen mit dem heute Erreichbaren rechnen, bis uns Besseres zugänglich wird. Jedenfalls ist es sehr ungerecht, die Uebertreibungen einiger unklaren Weiberköpfe als das Wesen der heutigen Frauenbewegung hinzustellen. Es wäre eben so richtig, die grosse Reformationbewegung zu Luthers Zeit nach den Ausschreitungen der Wiedertäufer und Bilderstürmer beurtheilen zu wollen. Es giebt keine bahnbrechende Idee, die nicht von Wirrköpfen erfasst und verzerrt wird. Diese uralte Erfahrungthatsache sollte der gelehrte Herr Doctor besser wissen als ich mit meinen bescheidenen 53 cm Schädelumfang. Herr Möbius schwinge sich also auf seine Rosinante und reite heim. Sein Windmühlenkampf hat uns einen ganz guten Dienst erwiesen. Denn wie sagt doch Goethe? „Alle Gegner einer geistreichen Sache schlagen nur in

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Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold, Halle a. S. 1903, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/102&oldid=- (Version vom 31.7.2018)