Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen: Deß Weltberuffenen Simplicissimi Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel | |
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vortrefflichen Gedächtnus / wann ein Mensch viel Sprachen lernen und behalten kan / und dahero zu schliessen / ein solcher werde auch im übrigen keinen höltzern Kopff haben / in welchem sich kein Hirn befindet; Aber in Warheit dieser Wahn betreugt offt; neulich war ich dabey / als sich ein Sprachheld bey einem vornehmen Obristen umb Dienst anmeldet; er wurde gefragt / was er könte / und was vor Dienste er zuversehen getraute? Seine Antwort war / ich rede meine Sprachen / Latein / Frantzösisch / Italianisch / Spanisch und Böhmisch! mit den Geberden aber gab er genugsamb zuvernehmen / daß er entweder wenig bey rechtschaffnen Leuthen gewesen / oder daß ihm sonsten durch Einladung so vieler Sprachen die Hirnkammer dermassen angefüllt worden / daß kein Winckel mehr übrig / noch etwas nutzlichs hinein zu packen; Kurtz gesagt / er sahe auß / wie einer / dems ins Tach regnet. Der Obrist antwortet ihm / die Atzlen können auch schwätzen / aber die losen Vögel können auch sonst nichts anderst / als das Gelt vertragen; Und damit hatte der gute Kerl seine
Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen: Deß Weltberuffenen Simplicissimi Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. o.A., Nürnberg 1673, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De%C3%9F_Weltberuffenen_Simplicissimi_Pralerey_und_Gepr%C3%A4ng_mit_seinem_Teutschen_Michel.djvu/19&oldid=- (Version vom 31.7.2018)