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„Mein Gott!!“ Er ließ die Hände sinken und stierte mich wild an. „Olaf … ich weiß nicht, was mir fehlt … Dies Geklimper regt mich auf … Ich fiebere …“

Wahrhaftig – er zitterte …

Da brachen Spiel und Gesang jäh ab …

Boche Boche achtete nicht darauf. Er hatte meinen Arm umkrallt. „Olaf, es war soeben, als glitte in meinem Hirn blitzschnell ein Bild vorüber – irgendeine ferne Erinnerung, Olaf … Zu schnell … Ich konnte nichts erkennen. Nur der Eindruck ist geblieben, daß dieses … dieses Gitarrenspiel einst irgendwo für mich von … Bedeutung gewesen – ja, von Bedeutung, das ist das rechte Wort. Genau wie damals mit dem Hund, Olaf … Ich habe sicherlich mal einen Hund besessen, der mir lieb und wert war …“

Er stöhnte wieder …

„Mein Gott, was ist das doch für ein jämmerliches Dasein, – – jämmerlich! Immer wieder fühlen müssen, daß man eine Zeit durchlebt hat, in der man vielleicht glücklich und voll frohen Tatendranges war! Und diese Jahre sind tot in meinem Hirn – – tot – ausgelöscht!! Mein Gott, soll ich denn nie erfahren, wer ich … war, wer ich bin?!“ – Wie ein Rasender schlug er sich mit der geballten Faust vor die Stirn … „Weg mit dem verfluchten Riegel von der Kammertür meines Einst – – weg damit! Ich will wissen, wer ich bin, ich will – ich will!“

Er kreischte die letzten Worte heraus, daß es mich eiskalt überlief.

Das war aber auch der Höhepunkt seines verzweifelten Aufbegehrens gegen sein trauriges Schicksal. Er schämte sich plötzlich seiner Schwäche,

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/61&oldid=- (Version vom 31.7.2018)