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mir an der Reling, mich mit eindeutiger Schärfe beäugend.

Wieder hatte da mein im Hotel Düsterburg doch ein wenig nervös gewordenes Herz, das einst selbst bei den waghalsigsten Kletterpartien in den Felsschluchten der Jungfrau nie versagt hatte, zu hüpfen begonnen …

Ein wahres Glück, daß ich die „Drottning Viktoria“ in all ihren Teilen so genau kannte. Wär’s nicht der Fall gewesen, hätte der Mann an der Reling, der mir tatsächlich jetzt folgte und mir so den Beweis lieferte, daß ich mich einem völlig verfehlten Sicherheitsgefühl hingegeben hatte, die kleine Pistole mir wieder in die Hand gezwungen, und die drei Herren, die schließlich nur ihre Pflicht taten, wären von Saßnitz lediglich mit der toten Nummer 311 nach Schweden zurückgekehrt.

Nach wenigen Minuten hatte ich den Verfolger abgeschüttelt und stand unten in dem matt erleuchteten langen Raume, der mehr einer Waggonwerkstatt als einem der tieferen Decks eines Dampfers gleicht. Ölgeruch, rauchige stickige Luft … Auf blanken Schienen der D-Zug … An den Wänden Tische mit allerlei Werkzeugen. Und am Heck und Bug die gewaltigen eisernen Flügeltüren, durch die der Zug im Hafen hinein- und hinausgleiten kann, Türen, jetzt verschlossen und doch unschwer zu öffnen …

Ein anhaltendes Klirren von Eisenteilen und Poltern und Stoßen und Vibrieren verschiedenartigster Töne erfüllt den Raum, unter dem die Kessel stöhnen und fauchen und die Schraubenwellen kreisen.

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/22&oldid=- (Version vom 31.7.2018)