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ebenso tadellos klappte, war ich nach fünf Stunden in Sicherheit.

Der Steward brachte mir Zeitungen. Ich nahm ein Berliner Blatt und orientierte mich über die Weltgeschichte, denn das Hotel Düsterburg hatte in dieser Beziehung miserabel für seine Stammgäste gesorgt.

Der Krieg war aus. Wilsons zehn Punkte beschäftigten die Herren Politiker. Ich habe für Politik nie etwas übrig gehabt. – Ich blätterte weiter … Berlin feierte den Frieden … Die Annoncen der Amüsierlokale füllten Seiten: freche Anpreisungen unwürdiger, angekränkelter Spekulation auf die Vergnügungssucht derer, die vier Jahre den Tod als steten Mahner in allernächster Nähe gehabt hatten!

Der Trajekt schaukelte sanft, und die eintönige Musik des Regens, der gegen die Fenster des Salons klatschte, ließ mich in dem tiefen, weichen Klubsessel einschlafen. Als ich erwachte, war der Salon leer. Draußen schien die Sonne, und die Fahrgäste wanderten auf und ab. Der Steward räumte den Tisch leer, ich bezahlte, bestellte noch Zigaretten und begab mich gleichfalls auf das Promenadendeck hinaus, ging bis zum Bug und beobachtete die Leute des Minenauslugs, denn es sollten sich noch zahllose, vom Sturm losgerissene Minen in der Ostsee umhertreiben, hatte mir der Steward vertraulich mitgeteilt.

Ich stand an der Reling halb hinter einem der Rettungsboote und sah nun von Westen her, aus dem berüchtigten Regenloch, eine pechschwarze Wolke heransegeln. Die Sonne verschwand, die ersten Tropfen fielen, und das Deck leerte sich schnell.

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/20&oldid=- (Version vom 31.7.2018)