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Gerda-Helga und du – ihr waret in Sicherheit. Der Abschluß jener drei Tage eurer Haft, die Massenvernichtung der Farbigen, war mein Werk. Es gelang mir mit Gerdas Hilfe, in jener Nacht in die Kombüse zu schleichen und das Zyankali in die Kaffeemühle zu tun. Ich bereue nichts, Abelsen … nichts. Und doch entkam Erik – ein bloßer Zufall. Er sah seine Verbündeten hinsterben, schwamm an Land. Vergessen wir das Grauenvolle. Aber – Erik kam schneller hier nach der Insel. Überraschte die drei Patagonier, die uns vorausgeeilt waren, überraschte Gerda und mich, wußte noch immer nicht, daß es Gerda war … Dann solltet ihr daran glauben, Boche Boche und du. Ihr habt es ihm heimgezahlt. Er ist tot … Mag die Welt nun die Wahrheit wissen. Er ist tot.“

Meine Zigarre war mir längst ausgegangen. Jetzt hatte ich auch die Erklärung dafür, weshalb Doktor Jörnsen so plötzlich den Tod nicht mehr gescheut hatte: Ich hatte ihm verraten, wer allein die angebliche Frau Helga Jörnsen sein könnte: Gerda! Und da hatte er Gerda, die er als die Urheberin seiner Niederlage betrachtete, zusammen mit den anderen Gefangenen hier auf der Jacht den Hungertod sterben lassen wollen! –

Genug hiervon … Der Käpten hatte recht: Vergessen wir das Grauenvolle! Eine Bestie in Menschengestalt war unschädlich gemacht. Was dunkel gewesen, war nicht mehr unlösbares Rätsel.

Ich bin kein Dichter. Bin nach wie vor ruheloser Wanderer durch Einsamkeit und pfadlose Wildnis … Was ich schreibe, schreibe ich in armseligen Hütten, an Bord stinkender Fischkutter, in Kneipen aller Häfen der Welt …

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/188&oldid=- (Version vom 31.7.2018)