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Scheinwerfer haben wir gedreht. Blendende Helle liegt über dem fremden Deck. Wir stehen mißtrauisch da und spähen umher. Unsere Herzen hämmern … Boche Boche deutet auf eine dünne Leine, die zwischen den beiden schlanken Masten gespannt ist. Wäsche hängt daran, Kinderwäsche, Hemden, Unterhosen, Wollhemden … Und ein einzelnes Damentaghemd mit reicher Stickerei. Die Sachen sind längst trocken, hängen regungslos, festgeklammert mit hölzernen Wäscheklammern.

Wir sehen noch mehr im blendenden Scheinwerferlicht. Über der dunklen Mahagonitür des Achteraufbaus ist ein weißes Pappschild angenagelt, Buchstaben, Schrift darauf – von hier nicht lesbar.

Ich schreite auf Zehenspitzen vorwärts. Und Boche Boche ebenso leise hinterdrein.

Nun lesen wir … In englisch, französisch, spanisch, mit schwarzer Tinte gemalt in lateinischen Buchstaben:

Warnung!!!
Hier leben zwei arme Aussätzige, die aus Furcht, in einem Lepraheim interniert zu werden, sich von der Welt für immer zurückgezogen haben. Da unsere Krankheit überaus ansteckend ist, warnen wir jeden, sich uns zu nähern, und bitten zugleich, unser Geheimnis nicht zu verraten.

Lepra – Aussatz!

Grenzenlose Enttäuschung zeigt sich auf unseren Gesichtern.

„Olaf,“ sagt Boche Boche mit müder Gleichgültigkeit, „ein Geheimnis haben wir entdeckt, aber nicht Holger Jörnsens …!“

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/177&oldid=- (Version vom 31.7.2018)