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Wir liegen hinter der Steuerbordreling und mustern vorsichtig die zerklüfteten, von der Mondsichel schwach beschienenen Uferpartien. Unmöglich, dort einen versteckten Menschen herauszufinden.

„Das hat man für seine Nachsicht,“ brummt Boche Boche wütend. „Nun können wir hier Schnecken spielen und kriechen … Der Bursche löscht uns aus, wenn wir die Köpfe hochrecken.“

Ich habe vorhin geschlafen. Ich habe diese Nachlässigkeit wett zu machen. „Oder ich lösche ihn aus,“ sage ich mit allem Nachdruck. „Ich werde an Land schwimmen, nehme die Büchse mit. Der Feind ist lahm. – Ich tue es … Es ist gar keine Gefahr dabei.“

„Es wäre das richtigste, Olaf … Wenn ich völlig bei Kräften wäre, würde es mir ein Spaß sein, den Kerl aus nächster Nähe zu betrachten. Spare die Kugel. Wir müssen ihn lebendig haben.“

Eine zweite Feuertaufe … Der Gegner hat meinen Kopf erspäht … Und neben mir klatschen seine Geschosse ins Wasser – hier, dort … Doch auch Boche Boche feuert, hat wohl das Aufblitzen der Schüsse gesehen, macht dem Burschen das Zielen schwer … Dieser Steinkessel von Bucht hallt wider[1] von dem hellen Klang der Repetierbüchsen – ein förmliches Feuergefecht …

Als ich den hochbordigen Kahn der Feuerländer erreicht habe, als ich ihn abschleppe und vor mich her zum Kutter stoße, verstummt der Lärm der Schüsse. Ich beeile mich. Das Wasser ist kühl, aber nicht kalt. Es erfrischt. Meine Lebensgeister sind munterer, tatenfroher denn je. – Über die Reling wirft Boche Boche mir eine Leine zu. Ich vertäue den großen Kahn, und dann lasse

  1. Vorlage: wieder
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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/154&oldid=- (Version vom 31.7.2018)