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sehen. Aber was ich sah, hatte schon wieder Farbe.

Dann stellte ich mich vor den Spiegel. Meine Nase war eine blaurote Kartoffel, die Oberlippe eine Wurst. Der Stoppelbart war mir am scheußlichsten.

„Ich will versuchen mich zu rasieren,“ meinte ich …

„Brav so!“ lobte Jörnsen. „Wer auf sein Äußeres etwas hält, wer dazu ein Mann von deiner Qualität ist, zwingt das Leben. Nur die Intelligenz, gepaart mit frischem Draufgängertum, ist eitel in gutem Sinne. Ich wünschte, meine Frau begriffe das. Hol’ dir nur warm Wasser aus der Kombüse. Du hörst ja, Helga wirtschaftet dort schon wieder herum. Die Schwarzen haben ihr all die schönen Aluminiumtöpfe versaut. Sie hat die Scheuerwut. Nur nicht für sich selbst.“

Die Treppe hinan – alle Qualen der Hölle … Aber nun der Sonnenschein, Licht, Luft, der Odem der Ozeane … Ich atmete tief, tief, und die Kraft wuchs.

„Morgen, Helga …“

„Morgen, Abelsen …“ Sie kniete am Boden der Kombüse und scheuerte die Planken mit weißem Sand, schaute gar nicht auf, trug wieder ihren Südwester, die ekle Brille, und Haarzotteln baumelten hin und her.

„Warm Wasser …? – Dort im Kessel … Nimm die Schöpfkelle … – Kaffee steht dort unter dem Wärmer.“

Eine Viertelstunde später war ich rasiert, hatte gefrühstückt, hatte gefressen, nicht gegessen, hatte obenauf einen halben Becher Kognak gesetzt. Und Jörnsen hatte mir dabei so mancherlei über die Wetterecke erzählt … vorsichtig flüsternd,

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/135&oldid=- (Version vom 31.7.2018)