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Frankreich beinahe in die Haare gerathen, um sich zu vergewissern, wessen Wucherer zuerst bezahlt werden, und mit Kriegen à la Mexiko, wo man die französischen Soldaten hinschickte, die Rolle von Gerichtsvollziehern zur Eintreibung fauler Schulden zu spielen.[1]


III.
Was aus der Ueberproduktion folgt.

Bis hierher war meine Aufgabe leicht; ich hatte nur wirkliche, uns Allen leider nur zu gut bekannte Uebel zu schildern. Aber das Proletariat zu überzeugen, daß die Moral, die man ihm eingeimpft hat, verkehrt ist, daß die Arbeit ohne Maß und Ziel, der es sich seit Beginn des Jahrhunderts ergeben hat, die schrecklichste Geißel ist, welche je die Menschheit getroffen, daß die Arbeit erst dann eine Würze der Vergnügungen der Faulheit, eine dem menschlichen Organismus nützliche Uebung, eine dem gesellschaftlichen Organismus nützliche Leidenschaft sein wird, wenn sie vernünftig geregelt und auf ein den Gesellschaftsbedürfnissen entsprechendes Maximum beschränkt wird – das ist eine schwierige Aufgabe, die meine Kräfte übersteigt. Nur Physiologen, Hygieniker und kommunistische Oekonomen können sie unternehmen. In den nachfolgenden Zeilen werde ich mich auf den Nachweis beschränken, daß Angesichts der modernen Produktionsmittel und ihrer ungeheuren Vervielfältigungsmöglichkeit, der übertriebenen Arbeit ein Dämpfer aufgesetzt und es den Arbeitern zur Pflicht gemacht werden muß, die Waaren, die sie produziren, auch zu verbrauchen.

Ein griechischer Dichter aus der Zeit Cicero’s, Antiparos, besang die Erfindung der Wassermühle (zum Mahlen des Getreides) als Befreierin

  1. Die „Justice“ des Herrn Clemenceau sagte im finanziellen Theil ihrer Nummer vom 5. April des vorigen Jahres: „Wir haben die Meinung aussprechen hören, daß die Milliarden des Krieges von 1870, auch wenn die Preußen sie uns nicht abgenommen hätten, für Frankreich gleichwohl verloren gegangen wären; und zwar in der Form der von Zeit zu Zeit aufgelegten Anleihen zum Ausgleich der Budgets fremder Staaten; das ist auch unsere Ansicht.“ Man schätzt den Verlust, den englisches Kapital bei den südamerikanischen Republiken erlitten, auf fünf Milliarden – die französischen Arbeiter haben nicht nur die an Herrn Bismarck gezahlten fünf Millarden erarbeitet, sie müssen auch die fetten Zinsen aufbringen, welche die Verschulder des Kriegs und der Niederlagen, die Ollivier, die Girardin, die Bazaine und andere Besitzer von Rententiteln (Staatsschuldscheinen), einstreichen. Indeß bleibt ihnen ein Trost: diese fünf Milliarden werden keinen Wiedereintreibungskrieg zur Folge haben.
Empfohlene Zitierweise:
Paul Lafargue (übersetzt von Eduard Bernstein): Das Recht auf Faulheit. Schweizerische Genossenschaftsbuchdruckerei, Hottingen-Zürich 1884, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_recht_auf_faulheit-lafargue-1884.pdf/16&oldid=- (Version vom 11.6.2017)