Seite:Das Volkstestament der Deutschen Christen.pdf/3

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Das Volkstestament
der Deutschen Christen


Wenn die Bibel nicht nur im Glasschrank liegen, sondern wirklich gelesen werden soll, dann wird die dauernde Arbeit am deutschen Bibeltext eine unabweisbare Aufgabe sein. Wir können uns nicht daran genügen lassen, den Bibellesern den alten Luthertext in die Hand zu geben. Schwere Stellen müssen neu überdacht und aus dem heutigen Sprachverständnis neu gestaltet werden. Und darum können wir es nur begrüßen, wenn gegenwärtig von allen Seiten Versuche gemacht werden, in neuen Bibelübersetzungen der Bibel zum besseren Verständnis und zur Wirkung im Leben des einzelnen zu verhelfen. Nur eines muss das Grundgesetz für alle Übersetzer bleiben, daß sie mit heißem Bemühen dem Text gerecht werden, damit sie wirklich das sagen, was im Texte steht.

Die Deutschen Christen haben das, was andere persönlich tun, als offizielle Aufgabe aufgenommen und damit vor aller Öffentlichkeit dargetan, wie sie das Bibelwort dem Geschlecht von heute zu übermitteln gedenken. Es liegt freilich bisher keine Übersetzung der ganzen Bibel vor, nicht einmal eine solche des Neuen Testaments, sondern nur eine solche der ersten drei Evangelien[1] und zwar in Gestalt einer sogenannten Evangelienharmonie, also eine fortlaufende Zusammenstellung der Jesusgeschichten, die im einzelnen nicht erkennen läßt, woher der Text stammt, sondern sich die am geeignetsten erscheinende Form aus dem einen der Evangelien auswählt.

Gegen das Unternehmen einer solchen Evangelienharmonie ist an sich nichts einzuwenden. Solche Versuche sind schon sehr früh in der christlichen Kirche gemacht worden, und erst kürzlich hat auch die Württembergische Bibelgesellschaft eine solche Zusammenstellung unter dem Titel „Die Jesusgeschichte“[2] veröffentlicht. Aber den Versuch, den die Deutschen Christen mit ihrem Volkstestament


  1. Fischer liegt nicht spätere Ausgabe mit 296 S., sondern eine früher Ausgabe mit 96 S. vor. Für die folgenden Fußnoten wird ausgegangen von Weimar ohne Jahr, 96 S., doi:10.17192/eb2017.0086.
  2. Stuttgart 1939, 208 S., GND.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Fischer: Das Volkstestament der Deutschen Christen. Bekennende Evangelisch-luth. Kirche Sachsens, Dresden 1940, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Volkstestament_der_Deutschen_Christen.pdf/3&oldid=- (Version vom 11.3.2024)