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Geschrei der Verfolger noch hinter sich zu vernehmen, erweiterte sich plötzlich der Engpaß zu einem kleinen Thale, das ebenfalls von roten Porphyrwänden eingeschlossen war, die hier aber nahe am Boden Grottenbildungen zeigten, und in der Mitte des mit schöner Vegetation geschmücktem Thales – das eigentlich nur eine Erweiterung der Schlucht war – stand unter Palmenbäumen ein Landhäuschen, ein sogenanntes Bungalow.

Es war ein reizender Anblick, ein Paradies in der felsigen, von der Sonne ausgedörrten Steinwildnis.

Einige Neger, die im Garten beschäftigt gewesen waren, standen erst starr vor Schreck, als sie das Stahlroß sahen, dann liefen sie laut heulend davon, um sich im Hause zu verstecken.

„Georg, mein Bruder!“ rief da mit einem Male eine am Fenster stehende Mädchengestalt, eilte, von keinem Wächter mehr daran gehindert, die Treppe herab und warf sich in die Arme des aus dem Sattel gesprungenen Bruders, den Anna trotz seiner Entstellung sofort erkannt hatte.

Zunächst ließ nun Richard das Pferd stehen, betrat das Haus und scheuchte hier einige Neger auf, um sie und auch einen Weißen, der die gleiche Furcht zeigte, vor sich her zu treiben. Sie verschwanden wieder, und nur zufällig bemerkte er, wie einer nach dem anderen der Schlucht zueilte, die ihnen vorhin als Eingang gedient hatte.

Dann besichtigte Richard noch etwas die Umgebung, da man ja das ganze Thal mit einem Blicke übersehen konnte, und begab sich nach dem Stahlroß zurück, an dem die beiden Geschwister noch standen und ihren Herzen in Worten Luft machten.

„Das ist mein Retter und auch der Deine,“ rief Georg bei Richards Anblick.

„Schon gut, schon gut,“ wehrte dieser die Dankesergießungen des Mädchens ab. „Sage einmal, Georg, besitzt dieses Thal eigentlich noch einen anderen Ausgang als dort die Schlucht, durch die wir gekommen?“

„So viel ich weiß, nein. Ich selbst bin nämlich noch

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Robert Kraft: Das Stahlroß. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Stahlro%C3%9F.pdf/23&oldid=- (Version vom 31.7.2018)