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mußten es diejenigen, die sie zum ersten Male sahen, den Sprung und das Saufen des Stahlrosses beobachtet hatten, erst recht sein.

„Das ist keine stählerne Maschine, keine Erfindung eines Menschen, das ist eine mit Höllenkünsten verwirklichte Phantasiegeburt,“ flüsterte der Polizeihauptmann, aus dessen Antlitz alle Farbe gewichen war.

Dann raffte er sich auf, denn der Check über eine Million war ihm eingefallen, kommandierte „Stillgestanden!“ und eilte auf das den Bach verlassende Stahlroß zu.

„Mister Richard!“ rief er in ehrerbietigem und zugleich herzlichen Tone. „Natürlich, wer kann es anders sein! Mein Name ist Frederik Litton, Polizeihauptmann von Kolobeny. Mir ist von der englischen Regierung aus Kapstadt der Befehl zugegangen, dem genialsten Mann des zwanzigsten Jahrhunderts bei seiner Durchreise durch Kolobeny mit militärischen Ehren zu empfangen. Achtung, präsentiert das Gewehr!“

Trommelwirbel erschallte, dann hielten die weißen und schwarzen Soldaten das Gewehr, so ungleichmäßig als möglich, etwas schräg vor sich hin, und einige von ihnen vergaßen dabei sogar, den noch vor Staunen offenen Mund zuzumachen.

Richard dankte kalt, indem er scharf den Leutnant beobachtete, und bemerkte, wie dieser ebenso genau seinen Begleiter musterte. Zu erkennen schien er Georg nicht, weil dessen Gesicht etwas von Schrammen, noch mehr aber durch die ausgestandenen Schrecken des Todes entstellt war.

„Haben Sie einen guten Ritt hinter sich?“ fuhr Mister Litton höflich lächelnd fort. „Sind Sie allen Gefahren glücklich entgangen? Man weiß wirklich nicht, ob man mehr Ihren Mut oder Ihre göttliche Genialität bewundern soll. Nein, diese kolossale Schnelligkeit! Und wie jung Sie noch sind! Ein Kind noch, und schon – verzeihen Sie, Mister Richard, aber ich bin außer mir, ich möchte niederfallen und Sie wie einen Gott anbeten! – Natürlich sind Sie mein Gast, Mister Richard, Sie müssen sich von den Strapazen erholen. Mein Haus, ganz Kolobeny gehört Ihnen. Wollen

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Robert Kraft: Das Stahlroß. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Stahlro%C3%9F.pdf/18&oldid=- (Version vom 31.7.2018)