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über den Empfang des seltsamen Gastes zu erteilen, als obige Rufe an sein Ohr drangen.

Sofort wandte er sich um und hielt zum Schutze gegen die blendende Sonne die Hand vor die Augen.

„Er kommt schon? Verdammt, das sind ja zwei!“ waren seine ersten Worte. Dann aber wurde er, wie jeder andere, der zum ersten Male das Stahlroß in Bewegung sah, von einem solchen Staunen befallen, daß er alles übrige darüber vergaß, zumal er gerade noch Gelegenheit fand, mehrere besondere Wunder an der ingeniösen Maschine zu beobachten.

Richard hatte die Landstraße verlassen und einen schmäleren Pfad eingeschlagen; wie er nun um die Ecke eines kleinen Gehölzes bog, sah er, daß ein vom letzten Sturme gefällter, mächtiger Baumstamm den Weg versperrte.

„Das wußte ich nicht, wir müssen umkehren,“ meinte Georg.

Doch Richard folgte nicht dieser Aufforderung, und so trabte das Stahlroß weiter, fiel plötzlich in einen kurzen Galopp und setzte, den Kopf in die Höhe werfend und in die Hinterbeine fallend, in leichtem Sprunge über den zwei Meter dicken Baumstamm hinweg, um dann auf der anderen Seite ruhig weiter zu traben. Aber nicht nur das, jetzt lenkte es seitwärts, wo ein klarer Bach floß, trat mit den Vorderfüßen hinein, senkte den Kopf immer tiefer, bis es mit dem Maule das Wasser erreichte und trank ganz genau wie ein lebendes Pferd! Keine Führung des Reiters war dabei bemerkt worden, und niemand sah, daß es das Wasser nicht mit dem Maule trank, sondern durch die Nüstern einsog!

„Das Wasser, welches das Stahlroß zu sich nimmt, bildet unseren Proviant,“ erklärte Richard seinem Gefährten, „da wissen wir genau, daß wir reines Quellwasser zu trinken bekommen werden.“

Georg war zu sehr von Staunen ergriffen, um die Vorsicht seines jungen Retters zu verstehen, die sich in seinen Worten offenbarte, und war er schon, der bereits zwei Stunden auf der Wundermaschine saß, außer sich vor Staunen, so

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Robert Kraft: Das Stahlroß. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Stahlro%C3%9F.pdf/17&oldid=- (Version vom 31.7.2018)