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Was weiß man überhaupt?! So gut wie nichts …, Nichts über den Täter. Niemand ist zwischen zehn und elf Uhr bei Winter gewesen. Das ist erwiesen. Und erwiesen ist auch, daß von einem Selbstmord keine Rede sein kann. – Nichts weiß man, nur daß Winter ein sehr merkwürdiger Mensch war. Wir haben ja schon gestern eingehend berichtet, was er seinem Mieter, dem Kunstmaler Fritz Hubert, durch die Warnungen antat und was er sonst noch an Unbegreiflichem trieb. – Weshalb machte er den Berliner Detektiv Harst auf das Verschwinden seiner beiden früheren Mieter aufmerksam?! – Rätsel überall – überall!

Und auch Harst hat unserem Berichterstatter gegenüber zugegeben, daß er vor einem geradezu undurchdringlichen Rätsel steht! Auch Harst! Und das will doch etwas bedeuten! Das ist mehr, als ob ein gewöhnlicher Sterblicher über diese Dinge urteilt. Das ist die Meinung eines Fachmannes, einer Persönlichkeit. – Unser Berichterstatter fragte Harst unter anderem, was er von der Mordart, von dem Kreuz auf der Stirn, hielte. Darauf hat der berühmte Detektiv erwidert: „Ein Seemann wie August Winter, der überall in der Welt herumgekommen ist, kann sich Feindschaften zugezogen haben, deren wahre Bedeutung erst jetzt zutage getreten sein mag. Ich glaube, daß die wahren Ursachen dieses Verbrechens in der Vergangenheit zu suchen sind.“

Soweit der berühmte Detektiv.

Zu erwähnen wäre jetzt noch, daß das Verschwinden der beiden letzten Mieter Winters, der Herren Garbrich und Fiedler, bisher nicht hat aufgeklärt werden können. Die Kriminalpolizei hat in den Wohnungen der beiden in Gegenwart Harsts alles durchsucht und lediglich dafür Anzeichen gefunden, daß die Verschwundenen ohne Zweifel ihr Heim ganz plötzlich verlassen haben.
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Max Schraut: Das Kreuz auf der Stirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Kreuz_auf_der_Stirn.pdf/53&oldid=- (Version vom 31.7.2018)